Kein Kirchenmann der Konflikte

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Als "Zentrum des Geistes“ bezeichnet Alois Kothgasser die Stadt Salzburg: Drei Universitäten oder die Festspiele markieren für den Erzbischof auch ein kirchliches Aufgabenfeld, dem sich der ehemalige Theologieprofessor gerne stellt. Der gebürtige Steirer Alois Kothgasser, Mitglied der Salesianer Don Boscos, lehrte 15 Jahre lang Dogmatik an der Ordenshochschule im bayerischen Benediktbeuern, ehe er 1997 zum Bischof von Innsbruck ernannt wurde. Nur fünf Jahre lang blieb er in Tirol, denn Ende 2002 wählte ihn das Salzburger Domkapitel aus einem römischen Dreiervorschlag zum Erzbischof, der den Ehrentitel "Primas Germaniae“ trägt und dessen Amtskleidung - wie bei den Kardinälen - im Rot der päpstlichen Legaten gefärbt ist. Tiroler ist Kothgasser dennoch ein wenig geblieben, gehört doch der östliche Teil Nordtirols weiterhin zur Erzdiözese Salzburg.

Kothgasser, der sich selber als Mann der kirchlichen Mitte versteht, folgte dem sehr konservativen Georg Eder, der umstritten war. Von ihm erbte er einige Konflikte, die er aber, um Ausgleich bemüht, weitgehend entschärfen konnte (vgl. das Interview oben). Aus der Ära Eder stammt auch sein Weihbischof Andreas Laun, der sich vor allem seit der Emeritierung des St. Pöltner Bischofs Kurt Krenn (2003) als konservativer Hardliner unter den Bischöfen profiliert.

Unaufgeregte Amtsführung

Anfang Dezember widersprach Kothgasser seinem Weihbischof auch öffentlich. Denn Laun hatte bei einer Gedenkveranstaltung an die NS-Bücherverbrennung in Salzburg diese u. a. mit dem Verbrennen von Bibeln verglichen. Kothgasser stellte klar: "Bücherverbrennungen, seien es die der Bibel oder des Koran, die in jüngster Zeit als Zeichen des Protests geschehen sind, müssen entschieden verurteilt werden. Sie sind aber nicht vergleichbar mit jenem ideologischen Kampf, der im Holocaust seinen menschenverachtenden Tiefpunkt erreicht. Der Respekt vor den Opfern dieser dramatischen Ereignisse schließt jede Vergleichbarkeit aus.“

Kothgasser steht aber keineswegs im Ruf besonderer Konfliktfreude. Im Gegenteil: Seine unaufgeregte Amtsführung und sein Zugehen auf Menschen, mit dem er schon in Innsbruck reüssieren konnte, wird ihm auch in Salzburg angerechnet. Das seit mehreren Jahren laufende Projekt "Offener Himmel“, das sind Begegnungs- und Glaubenswochen in den einzelnen Dekanaten, charakterisiert sein Kirchenbild wohl am treffendsten ( www.offenerhimmel.at).

Am 29. Mai 2012 wird Alois Kothgasser 75 Jahre alt - und beim Papst um seinen Rücktritt einkommen. Seine Nachfolge bedeutet zweifelsohne eine Weichenstellung für die Kirche Österreichs.

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