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Legale Illegalität

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Die Hauptfrage, die man sich nun stellt (die nächsten Parlamentswahlen sollen im kommenden Frühjahr stattfinden) ist: Wird es möglich sein, eine echte demokratische Opposition zustande zu bringen, die Aussicht hat, die Macht Karamanlis’ zu erschüttern und eine quasi-demokratische Konzentration der EDA, eine neue „Volksfront“ zu verhindern? Dies nämlich ist es, was die KPG nun vor hat. Sie will die EDA als Führungspartei eines Bündnisses sämtlicher Oppositionsparteien ins Feld führen.

Dafür — daß es ihr gelingen wird — spricht die Uneinigkeit zwischen den

Führern der Liberalen, Papandreou und Sophokles V e n i z e 1 o s, der nach einem Besuch in der Sowjetunion im Jahre 1960 eine Anti-NATO-Haltung bezog. Dagegen spricht, daß die EDA sich seither außerordentlich dekuvriert und auf ihrem letzten Parteitag offen als kommunistische Partei hinsichtlich Statut, Taktik und Ziel deklariert hat. Sie erklärt sich darin zwar gegen eine sofortige Errichtung einer kommunistischen Herrschaft nach einem Wahlsieg, jedoch für die Schaffung von Voraussetzungen für eine solche Herrschaft. In dieser Übergangsphase soll vor allem durch Neutralisierung NATO-

Griechenland in ein „Griechenland des Warschauer Paktes" umgewandelt werden. Das Statut der EDA wurde dahin geändert, daß sie als „Partei der Aktion mit zentralistischer Führung ihre Mission erfüllen kann“. Das geschah Ende 1959.

Vor der großen Entscheidung

Mit der damals beschlossenen und oben bereits angedeuteten Einheitsfrontkampagne ist die EDA eigentlich nicht sehr weit gekommen. Sie hat nur auf einzelnen Abschnitten des Wirtschaftskampfes, wo dies vorhandenen Bestrebungen entgegenkam, ihre Leute als Organisatoren solcher Kämpfe eingesetzt gesehen. So gelang es den Drei-Mann-Dorfausschüssen der EDA, eine der französischen (nichtkommunistisch geführten) Bauernbewegung für höhere Getreidepreise ähnliche Aktion ins Leben zu rufen. In der Arbeiterschaft ist die EDA mit ihrer Fraktion in den Gewerkschaften nicht über einen Anhang von 18 Prozent der Gesamtmitgliedschaft hinausgekommen und ist in den Gewerkschaftsführungen kaum vertreten. Eine Ausnahme sind die Elektrotechniker, bei denen sie die Führung innehat, während sie sie bei den Tabakarbeitern (wo sie sie traditionellerweise besaß) in Zusammenhang mit der Ermordung eines nichtkommunistischen Gewerkschaftsführers einbüßte. Stärkeren Einfluß besitzt die KPG in mehreren Intellektuellenorganisationen, so bei denen der Rechtsanwälte und der Jus- studenten und beim Bund intellektueller Frauen.

Im großen und ganzen bereitet sich jedoch in der KPG die gleiche große Entscheidung wie in allen kommunistischen Parteien der freien Länder vor — eine Entscheidung, die sich in Spaltung und Ausschlüssen in der Führung der KPG und in weitverbreiteter Lethargie bei der Mitgliedschaft ankündigt: die Entscheidung, ob die kommunistischen Parteien weiter Organe einer ausländischen Macht bleiben oder echte sozialistische Oppositionsparteien ihrer Länder werden sollen.

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