Nicht der erste Rücktritt des Postkommunisten

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Der 31. Juli 2002 war nicht sein erster Rücktritt. 1992 schon hatte Gregor Gysi den Parteivorsitz der postkommunistischen Partei PDS zurückgelegt: Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer war der Dissidenten-Strafverteidiger zum Vorsitzenden der Noch-Staatspartei SED gewählt, die sich bald darauf zur "Partei des Demokratischen Sozialismus" gewandelt hatte.

Doch drei Jahre später hatte der Sohn des einstigen DDR-Kulturministers und Kirchenstaatssekretärs genug von den Flügelkämpfen der Postkommunisten, und er widmete sich fortan dem Fraktionsvorsitz der PDS im Deutschen Bundestag. 2000 legte er auch dieses Amt nieder, doch seine politische Abstinenz währte nicht lang: Als die schwarz-rote Koalition in Berlin wegen Finanzaffären zerbrach, kam Gysi wieder - und übernahm nach dem sensationell starken Abschneiden der PDS bei den Berliner Wahlen 2001 das Amt des Wirtschaftssenators in der rot-roten Koalition. Viele unterstellen Gysi, dass sein - jüngster - Rücktritt von diesem Amt, den er mit seiner vergleichsweise harmlosen Verwicklung in die Bonusmeilenaffäre begründete, mehr mit den geringen Erfolgsaussichten in der finanzmaroden Hauptstadt zu tun habe als mit seinen moralischen Ansprüchen.

Gysi wies diese Anwürfe aber wortreich zurück. Mit ebensolcher Verve verteidigte sich der 54-Jährige zuletzt wie in den vergangenen Jahren gegen Vorwürfe, er sei in der DDR ein Stasi-Mitarbeiter gewesen.

Mit dieser Biographie ist eines sicher: Gysis Rücktritt am 31. Juli dürfte kaum sein letzter gewesen sein. ofri

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