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Kommunisten zweiter Klasse

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Sie nannten sich einst „Avantgarde des Proletariats“: Aber die Barrikadenkämpfer dieser Avantgarde sind Pensionisten geworden, Partizipanten einer sozialen Wohlstandsgesellschaft, die Renten und Pensionen dynamisiert hat. Die Kommunistische Partei Österreichs ist eine Partei der ganz Alten geworden. Denn mit 50 Prozent Pensionisten-anteil ist die KPÖ heillos veraltet Um so erstaunlicher ist es, daß Altkommunist Fischer forderte, „daß wir Alten abtreten, alle, ohne Ausnahme“. Freilich, Fischer ist zum Outsider geworden, um „Nenning“ der KPÖ, dem die einen Narrenfreiheit gewähren, die anderen gerne ausschließen möchten. Denn in des Marxisten Hirn ist jeder Nonkon-formlst schon ein Skorpion der parteilichen Gemeinschaft.

So rückt auch die Jugend nicht nach vorn. Der kommunistische Jugendliche Zapf sagte, daß es in der KPö nur noch negative Auslese gebe — und daß damit der Tod der Partei begründet sei. Die jungen Kommunisten wären Kommunisten zweiter Klasse...

Ganz Ähnliches sagte auch Jungmarxist Silvio Lehmann, Obmann der Sozialistischen Studenten, zur „Furche“: Für ihn und seine studen ■ tischen Gesinnungsfreunde sei eben auch die SPÖ nur ein befristeter Koalitionspartner (siehe Seite 5). Werden die marxistischen Parteien also mit zunehmender Establishment-Gesinnung der „Alten“ zur Spaltung mit ihrem Nachwuchs gedrängt? Kommt der Generationsbruch auf sie zu? Oder ist es schon soweit, daß die Jungen verschiedener Lager mehr miteinander gemeinsam haben als mit ihren Senior-Partnern unter der gleichen Fahne? Das Ultra-Rot ist jedenfalls auch schon dem Bleichten einer Zeit ausgesetzt, in der die Barrikaden nur noch im Historischen Museum zu sehen sind.

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