Engelskapelle Altarwand - © Wikimedia

Christian Lehnert interpretiert die Apokalypse: Krise – biblisch produktiv

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"Fliegende Blätter" nennt Christian Lehnert seine Reflexionen und Meditationen zur Apokalypse des Johannes. Ein geistlich-literarisches Meisterwerk.

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"Fliegende Blätter" nennt Christian Lehnert seine Reflexionen und Meditationen zur Apokalypse des Johannes. Ein geistlich-literarisches Meisterwerk.

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Die Passion, genauer: der Prozess Jesu ist auch ein Ausgangspunkt der – literarischen wie existenziellen – Beschäftigung von Christian Lehnert mit der Apokalypse. Der deutsche Dichter, ein Poet ersten Ranges und evangelischer Pfarrer im Osten Deutschlands, sieht darin einen Augenblick, in dem Geschichte und Ewigkeit ineinanderfallen, und dieser Augenblick hat die Gestalt einer krisis – das griechische Wort steht, schreibt Leh­nert, für einen Gerichtsprozess.

Schon in diesen wenigen Andeutungen wird klar, auf welch sanfte, aber hintergründige, um nicht zu sagen hinterfotzige Weise Christian Lehnert die Themen, die Menschen bewegen, über die Religion, die Mythologie, die Mystik, aber auch über konkrete Erfahrung ins Spiel bringt, sodass der Leser etwa bei der Einführung des Begriffs „Krise“ in den Text noch gar nicht ahnt, wie sehr der Autor hier, hinter seinen Reflexionen rund um den Tod Jesu, von den Krisen der Gegenwart mitspricht.

Geschichts- und Religionsstunde

Es sind Entdeckungen derartiger Art, die Das Haus und das Lamm. Fliegende Blätter zur Apokalypse des Johannes, Lehnerts neueste – ja was? – Erzählsammlung, Meditationsreihe, Großreflexion, Geschichts- und Religionsstunde in Essayform – ausmacht. Fliegende Blätter hat Lehnert schon einmal aufgesammelt – 2017 im Band Der Gott in einer Nuß, wo es um Liturgie und Sprechen von und über Gott ging.

Die neuen fliegenden Blätter sind im Vergleich zu den immer wieder anekdotisch verdichteten Reflexionen über Liturgie sperriger und auf den ersten Blick weniger zugänglich. Aber wer sich auf diesen von Lehnert hier vorgelegten Kosmos (das große Wort ist beileibe keine Übertreibung!) einlässt, merkt bald: Hier wird in kleinen Erlebnissen wie in großen Gedankengängen die existenzielle Not des Zeitgenossen verhandelt, der sich aktuell so vielen Ratlosigkeiten gegenübersieht, dass auch politische und gesellschaftliche Gefährdungen unübersehbar sind.

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