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Christian Lehnert: „Hineinsprechen in das Ungesagte“

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Für Christian Lehnert, lutherischer Pfarrer und Dichter, sind religiöse und poetische Sprache miteinander verwandt. Beide müssen sich dort bewähren, wo Menschen die Worte fehlen.

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Für Christian Lehnert, lutherischer Pfarrer und Dichter, sind religiöse und poetische Sprache miteinander verwandt. Beide müssen sich dort bewähren, wo Menschen die Worte fehlen.

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Er ist aktuell einer der bekanntesten deutschsprachigen Lyriker. Und evangelischer Pfarrer. Und Liturgiewissenschafter: Christian Lehnert hielt im Rahmen der Poetikdozentur an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien vier Vorlesungen über Religion und Poesie. Darüber sprach der ostdeutsche Dichter auch mit der FURCHE.

DIE FURCHE: Beide großen Kirchen verlieren im deutschen Sprachraum massiv an Mitgliedern. Hat das auch mit der Sprache zu tun, die diese Kirchen verwenden?
Christian Lehnert: Wir leben in einer Welt, die einerseits unerhört vielsprachig ist, in der anderseits Sprache immer häufiger gleichgesetzt wird mit Information. Sprache soll etwas klar bezeichnen. Religiöse Sprache ist aber in ihrem Wesen suchend, sie ist offen, sie hat immer noch nicht das, was sie sagt, sondern ist unterwegs zu dem, was sie sagt und bildet eine Beziehung ab. Das macht es zeitgenössischen Menschen nicht ganz einfach, weil die religiöse Sprache einen anderen Umgang verlangt. Sie zielt nicht auf Aussagen, sondern auf eine innere Bewegung – es sei denn, sie ist ideologisch geworden. Religiöse Sprache hat etwas grundsätzlich Befremdendes, Verstörendes. Sie muss sich unterscheiden von der Alltagssprache. Das macht die sogenannte Verkündigung heute so schwer.

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