Ein Frauenkloster zwischen Ost und West

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Marienkron in Mönchhof feiert 60-jähriges Bestehen. Die Zisterzienserinnenabtei ist ein wichtiger Player im nördlichen Burgenland und nicht zuletzt für das von den Schwestern gegründete Kneipp-Kurhaus bekannt. Gastfreundschaft gehört auch zum geistlichen Leben.

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Marienkron in Mönchhof feiert 60-jähriges Bestehen. Die Zisterzienserinnenabtei ist ein wichtiger Player im nördlichen Burgenland und nicht zuletzt für das von den Schwestern gegründete Kneipp-Kurhaus bekannt. Gastfreundschaft gehört auch zum geistlichen Leben.

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Nicht weit entfernt von der österreichisch-ungarischen Grenze in Mönchhof liegt die Zisterzienserinnenabtei Marienkron. Sie feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen und zählt somit zu den jüngsten Klöstern dieses Ordens in Österreich. Das Jubiläum hat große Bedeutung, nicht nur für das innerkirchliche Leben: Gebaut unweit des Eisernen Vorhangs sollte das Kloster ein Ort des Gebets für den Frieden sein. Direkt neben dem Kloster bietet außerdem das Kneippkurhaus Marienkron mehreren hundert Menschen im Jahr einen Ort der Erholung und Entspannung. Das von den Schwestern gegründete Kurhaus ist mit etwa 70 Angestellten einer der größten Arbeitgeber der Region.

Als am 13. August 1955 die ersten sechs Schwestern nach Mönchhof kamen, war keine Rede vom Bau eines Kurhauses. Nach der Fertigstellung des Klosters 1959 mussten die Nonnen das Gebäude erhalten und suchten nach Arbeit: Gartenbau, Volksschulunterricht, Hühnerfarm, Paramentik.

Das Kloster verändert sich

Vielfältig waren die Einsatzgebiete der Schwestern, der Ertrag reichte jedoch nicht für den Alltag. 1969 bauten sie ein Gästehaus, das für wirtschaftlichen Aufschwung sorgte. Aus dieser "Verwirklichung der Gastfreundschaft im Sinne des heiligen Benedikt" - so die Worte der Priorin der Abtei, Sr. Ancilla Betting - entstand das Kneippkurhaus Marienkron. Heute gehört es zu 60 Prozent dem Orden der Elisabethinen, zu 30 Prozent den Zisterziensern von Heiligenkreuz und zu zehn Prozent dem Kloster Marienkron.

Die letzten Jahre standen für die Schwestern von Marienkron im Zeichen des Aufbruchs und der Veränderung. Fünf Jahre lang hatte die Vinzenz-Gruppe die Betriebsführung des Kurhauses inne, bis am 1. Jänner 2015 die Besitzverhältnisse neu verteilt wurden. Durch die stärkere Trennung von Kloster und Kurhaus mussten die Schwestern unabhängiger von der Infrastruktur des Kurhauses werden.

Schon vor drei Jahren richteten sie eine Klosterpforte ein, losgelöst von der Rezeption des Kurhauses, mit einem kleinen Klosterladen. Renoviert wurde das Kloster in den letzten 60 Jahren nicht, da "das Geld immer in das Kurhaus gesteckt worden ist", so Sr. Ancilla.

Heuer ließen die Schwestern den Turm von Marienkron und den Kreuzgarten renovieren, in dessen Mitte nun ein schlichter Brunnen steht, der die Beziehung zum angrenzenden Kurhaus zum Ausdruck bringen soll. Letztes Jahr wurde ein neuer Wohntrakt für die 14 Schwestern von Marienkron eingeweiht. "Die Räumlichkeiten sollen zeitgemäß sein, sind gleichzeitig aber bewusst einfach gehalten", erklärt Sr. Ancilla stolz.

In den nächsten Jahren möchte sich das Kloster weiter für Menschen öffnen, die das Klosterleben kennenlernen wollen: "Es ist der Bau einiger Gästezimmer geplant, sodass wir dann Gäste für Kloster auf Zeit aufnehmen können."

Schon jetzt ist die Gastfreundschaft für die Schwestern von Marienkron ein wichtiger Bestandteil ihres geistlichen Lebens: "Viele Gäste kommen in das Kurhaus, weil es uns, Schwestern, hier gibt. Wir haben für die Menschen unterschiedliche Angebote: Sie können an unserem Chorgebet teilnehmen, Exerzitien bei uns machen oder sich Hilfe von einer Mitschwester, einer ausgebildeten Lebensberaterin, holen."

Am 31. Juli veranstalteten die Schwestern ein Friedensgebet an der Grenze zu Ungarn, an der Brücke von Andau. Sie gedachten mit über 200 Menschen derjenigen, die 1956 aus Ungarn nach Österreich geflohen sind: "Diese Situation ist heute wieder aktuell. Die großen Flüchtlingsströme bereiten mir große Sorge, wir beten für die Menschen jeden Tag. Leider haben wir in unserem Kloster ohnehin schon wenig Platz, sonst würden wir sofort Menschen aufnehmen", so Sr. Ancilla.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 aktualisierten die Schwestern in Marienkron ihren Gründungsauftrag: "Unser Gebet gilt den in vielen Teilen der Welt verfolgten Christen und allen Menschen, die Opfer von Unterdrückung, Benachteiligung und Gewalt sind. In unserem monatlichen Friedensgebet laden wir ein, mit uns um den Frieden in Europa und der ganzen Welt zu beten.

Feierjahr neigt sich dem Ende zu

Die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Jubiläum sind beinahe vorbei. Der Festgottesdienst mit Podiumsgespräch am 28. Juni stellte ebenso einen Höhepunkt der Feiern dar wie der Festgottesdienst zum 60. Gründungstag der Abtei Marienkron am 16. August.

Hochrangige kirchliche Würdenträger wie politische Funktionäre waren zu Gast und hoben die Bedeutung des Klosters hervor. Im April wurde eine Fotoausstellung zum Thema "Die bunte Welt der Nonnen in Schwarz/Weiß" eröffnet. Daraus ist auch ein Kalender für 2016 entstanden, der zum Verkauf angeboten wird. Das große Feierjahr wird mit der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises des Klosters am 4. Oktober enden, der gegründet wurde, um das Budget für weitere Renovierungsarbeiten am Kloster zu vergrößern.

www.abtei-marienkron.at

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