McCartneys lassen sich nicht mehr einschüchtern

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Sechs Frauen kämpfen gegen die nordirische Untergrundarmee ira: die fünf Schwestern und die Verlobte von Robert McCartney. Sie fordern, was sich niemand der von den ira-Mafiamethoden eingeschüchterten katholischen Nordiren traut: Dass die Mörder ihres Bruders und Verlobten vor Gericht kommen.

Anfangs war es für die ira ein Mord wie jeder andere: Robert McCartney machte am 30. Jänner in einem Belfaster Pub in der katholischen Enklave Short Strand in Ost-Belfast eine freche Bemerkung. Schon baute sich ein lokaler ira-Rädelsführer vor dem 33-jährigen McCartney auf und fragte ihn: "Weißt du, wer ich bin?" Ein Wort ergab das andere - Minuten später wurden der Familienvater und sein Freund auf der Straße mit Messern vom Hals bis zum Bauchnabel aufgeschlitzt. Dann gingen die Mörder zurück ins Pub, beseitigten alle Spuren und schüchterten die Gäste ein. Keiner der 70 Zeugen rief daraufhin einen Krankenwagen. Die Schwerverletzten wurden zufällig von einer Polizeistreife entdeckt - McCartney starb. Die Polizei ermittelte, doch keiner traute sich auszusagen.

Das Verfahren wäre im Sand verlaufen - so wie immer -, wären da nicht Paula, Catherine, Gemma, Donna und Claire McCartney und Robert McCartneys Verlobte und Mutter seiner zwei Kinder Bridgeen Hagans. Sie wehrten sich gegen die Vertuschungen mit einer in der jüngeren Geschichte Nordirlands beispiellosen Aktion: Sie klebten Handzettel in den Straßen von Short Strand, organisierten Protestwachen und Demonstrationen und durchbrachen damit das jahrelang geltende "Schweigegebot".

Tausende Nordiren haben sich seither dem Kampf der Frauen angeschlossen, der zudem von einer weltweiten Welle der Solidarität unterstützt wird. us-Präsident George W. Bush hat die sechs Frauen am letztwöchigen St.-Patricks-Day im Weißen Haus empfangen und demonstrativ auf eine Einladung für den nordirischen Sinn-Fein-Chef Gerry Adams verzichtet, dessen Partei der politische Arm der Irisch-Republikanischen Armee ist. Sollten die Täter nicht bald vor Gericht kommen, kündigen die Frauen an, werden sie bei den kommenden Wahlen im Mai gegen Sinn Fein kandidieren. Das würde nicht akzeptiert werden, droht seither die ira - doch die McCartneys lassen sich nicht mehr einschüchtern. WM

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