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Wenn es stimmt, dass eine Demokratie nur dann wirklich frei ist, wenn sie auch relativ provozierende Meinungen zulässt, dann ist Ägypten nur sehr begrenzt frei. Unlängst holte die liberale TV-Moderatorin Hala Fahmi während einer Liveübertragung ein Leichentuch hervor, um damit symbolisch das Vorgehen des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi zu kritisieren. Sie appellierte, an alle, die Ägypten lieben, sich nicht für dumm verkaufen zu lassen. Dann wurde ihre Sendung unterbrochen.

Seit Tagen protestiert die liberale Menge auf dem Tahrirplatz gegen die Amtsgewalt des Präsidenten, ebenso wie die Muslimbrüder zu Hunderttausenden durch die Straßen ziehen, um Mursi zu unterstützen. Angesichts dessen und angesichts des Zustandes des Staates frage sich viele, ob Ägypten überhaupt regierbar sei, meinte am Wochenende ein Kommentator.

Es ist diese Übersättigung des Volkes mit Aufstand und Protest, die den Muslimbrüdern derzeit in die Hände spielt. Mursi garantiert - wenn schon nicht Demokratie - dann doch wenigstens Ruhe. Das ist es, was die Studenten vor der Unversität Kairo meinen, wenn sie rufen: "Wir wollen Stabilität!“

Der Volksentscheid über die Verfassung ist so gesehen auch eine Abstimmung über die Macht der Muslimbrüder - und die Legitimation aller Mittel, die sie dabei für notwendig erachten. (tan)

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