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Der große Nervenkitzel

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Wer aktiv am Anlagegeschehen teilnehmen will, sollte sich auf den heimischen Markt konzentrieren.

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Wer aktiv am Anlagegeschehen teilnehmen will, sollte sich auf den heimischen Markt konzentrieren.

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Kein Anlageberater, der sich intensiv mit Ihnen im Kundengespräch befaßt, ist in der Lage, aus der Vielzahl der Kapitalmärkte

die richtigen Aktien

im richtigen prozentuellen Verhältnis

zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen und

zum richtigen Zeitpunkt zu verkaufen.

Nun wollen wir bei Gott nicht behaupten, daß dies einem Fondsmanager alles gelingt - er hat aber viel bessere Chancen, richtigere Entscheidungen zu treffen als ein Anlageberater, der voll im Streß an der Kundenfront steht. Schließlich muß sich der Fondsmanager intensiv nur um zwei, drei zumeist sehr ähnliche Fonds der jeweiligen Kapitalanlagegesellschaft kümmern; ein qualifizierter Anlageberater verfügt hingegen oft über 70 und mehr Kunden, die sehr unterschiedliche Anlagewünsche haben. Ein oftmals unter schätztes Handicap dabei: diese Kunden bringen zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten Gelder ein oder heben sie ab - und sehr schnell weisen die Portefeuilles des Anlageberaters alle gänzlich unterschiedliche Veranlagungsgrade auf.

Deshalb ein radikaler Vorschlag:

Wenn Sie sich auf ausländischen Märkten nicht ganz besonders sattelfest fühlen, sollten Sie keine ausländischen Aktien und Anleihen kaufen, sondern diese Segmente über Fonds abdecken.

Konkret gehen Sie dabei am besten so vor:

Besprechen Sie mit Ihrem Anlageberater ausführlich Ihre Anlageziele, Ihre Ertragserwartungen und welches Risiko Sie dabei bereit sind, in Kauf zu nehmen.

Darauf soll Ihnen der Anlageberater ein grob strukturiertes Portefeuille, gegliedert nach Anlageinstrumenten (Cash, Aktien, Anleihen) und -regionen, eventuell auch nach Branchen zusammenstellen - die sogenannten Asset Allocation.

Anhand dieser Asset Allocation sollten Sie sich von Ihrem Anlageberater dann gute Fonds (wenn möglich nicht nur hauseigene Produkte) empfehlen lassen, die die genannten Regionen respektive Branchen abdecken.

Wollen Sie am Anlageprozeß aktiv teilnehmen, also nicht nur über ein langweiliges Fondsportefeuille (Kann gute Performance überhaupt langweilig sein?) verfügen, so konzentrieren Sie Ihre Investments auf den heimischen Aktienmarkt.

Sie schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe:

Ihr Portefeuille weist eine entsprechende Risikostreuung auf und wird zu einem Großteil fachmännisch verwaltet.

Sie brauchen deswegen aber dem Nervenkitzel an der Börse nicht komplett ade sagen - Sie konzentrieren sich halt bei Direktkauf von Aktien auf den heimischen Markt.'

KUNDENBETREUUNG TESTEN

Diese Überlegung ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht, aber wir sind uns ganz sicher: Am heimischen Markt haben Sie unter gewissen Umständen höhere Chancen, den Index oder einen Fondsmanager zu schlagen als auf einem ausländischen Börsenplatz.

Über die Produktqualität, die Werbelinie, das Management einer Wienerberger werden Sie sich als Häuslbauer eher ein Bild machen können als über ein amerikanisches Produkt.

Oberösterreicher mit Wohnsitz nahe den Papierfabriken Laakirchen und Steyrermühl werden oft jemanden im Bekanntenkreis dort haben; immerhin wahrscheinlicher als Bekannte in der finnischen Papierindustrie.

Und wie die CA oder Bank Austria an ihre Kunden herangeht, werden Sie wohl eher am eigenen Leib erfahren können als die Art von Kundenbetreuung in der Hongkong and Shanghai Banking Corporation.

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