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„Guten Tag, mein Name ist Cog"

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In den USA wird ein bisher einzigartiger Roboter gebaut. In wenigen Jahren soll er Leistungen eines dreijährigen Kindes simulieren können.

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In den USA wird ein bisher einzigartiger Roboter gebaut. In wenigen Jahren soll er Leistungen eines dreijährigen Kindes simulieren können.

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Er kann Schmerz empfinden, besitzt Greifreflexe, m A kann harte und weiche Gegenstände voneinan-k der unterscheiden, reä-Jgiert auf Geräusche und das wichtigste - er lernt jeden Tag ein bißchen mehr dazu. Die Rede ist von Cog. Cog ist ein Android, ein menschenähnlicher Roboter, die Krönung in der bislang fast 60jährigen Geschichte. Der jüngste Sproß soll durch sinnliche Erfahrung Intelligenz gewinnen und sich durch lernen in seiner Umgebung zurechtfinden. Wenn es nach den Willen der Forscher geht, soll Cog in ein paar Jahren wesentliche Leistungen eines dreijährigen Kindes simulieren können.

Der Name Cog bedeutet Zahnrad, steht aber auch für „Cognition" - Erkenntnis. 1994 startete dieser bisher ehrgeizigste Versuch, einen menschenähnlichen Computer zu bauen. Cog wurde im Labor für Künstliche Intelligenz des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/USA konstruiert. „Ich würde ihn als ersten wirklichen Androiden bezeichnen. So etwas wie Cog hat es noch nie gegeben", meint Erich Prem vom Osterreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence (AI, Künstliche Intelligenz) in Wien. Prem hat ein halbes Jahr an der Entwicklung mitgearbeitet.

„Der Roboter kann sich zwar nicht bewegen, aber wir haben versucht, ihn möglichst menschenähnlich zu macheil", erzählt der 28jährige Prem. Cog sei ein Experiment um herauszufinden, ob es möglich ist, tierische oder sogar menschliche Intelligenz zu entwickeln. „Intelligentes Handeln kann nicht von der Tatsache getrennt werden, daß der Mensch einen Körper hat und mit diesem mit der Umwelt in Verbindung steht", erklärt Prem. So soll der Computer Cog mit menschenähnlichen Möglichkeiten des Handelns und Fühlens auch analoge menschliche Intelligenz entwickeln.

Cog besitzt einen Torso, der auf einem Tisch festgeschraubt ist. Der Roboter ist mit elektronischen Gegenstücken von zwei Augen ausgerüstet, wobei pro Auge zwei Kameras installiert sind - eine für die Nahsicht, die andere für die Fernsicht. Weiters besitzt Cog zur Erkundung seiner Umwelt ein Hüft- und Schultergelenk, Ohren und eine vier-fingrige Hand. Zur Zeit arbeiten die Forscher an der Entwicklung einer künstlichen Haut für Cog. Er soll dadurch am ganzen Körper „empfinden" können.

Das Innenleben von Cog unterscheidet sich völlig von bisherigen Versuchen, eine Menschmaschine zu konstruieren. Cog besitzt keine Kommandozentrale. Die verschiedenen Rechner in den Armen oder Augen des Roboters verständigen sich asynchron miteinander und das nur, wenn dies für ihre eigenen Aufgaben notwendig erscheint. „Jedes einzelne Teil versucht sich dabei durchzusetzen. Durch die Summe der Kooperation tut das System letzten Endes das, was es tun soll", erläutert Prem die Bauweise. Ziel ist es, den Roboter möglichst schnell mit der Umwelt kommunizieren zu lassen. Dadurch wird ein menschenähnlicher Eindruck entstehen.

„Bei den früheren Modellen war die gesamte Information in einem zentralem Weltmodell gespeichert. Das hat zu Problemen geführt. Die Roboter haben einen Schritt nach vorne gemacht, eine halbe Stunde überlegt, um dann wieder einen Schritt nach vorne zu machen", macht Prem auf die Probleme der alten Automaten aufmerksam. Bis heute könnten mobile Bobo-ter daher nur in sehr wenigen Bereichen mit genau festgelegten Bewegungsabläufen, etwa der Autoindustrie, eingesetzt werden.

Cog hat diese Probleme nicht. „Wir wollen Systeme, die etwa auf der Straße fahren können, die sich mobil bewegen und sich in einer unstrukturierten Umgebung zurechtfinden können", so Prem.

Wie ein Baby wird Cog in seinem Leben noch viel zu lernen haben. So soll er die Fähigkeiten erwerben auf Geräusche in seiner Umwelt zu reagieren, um sie dann mit dem Blick zu verfolgen. Falls er einen Menschen mehrmals sieht wird er ihn irgendwann erkennen und einzelne Gesichter unterscheiden können. Gelernt wird durch den spielerischen Umgang mit Menschen, etwa durch Spielen mit Bauklötzchen oder mit einem Ball. So hat Cog bereits gelernt, daß es eine gute Strategie ist, Dinge einfach fallen zu lassen, wenn er zu schwere Gegenstände hebt. Dann hört der „Schmerz" sehr schnell auf.

Dennoch gibt Prem zu, daß Cog seiner Meinung nach als solches scheitern wird. „Aber die Forscher haben schon jetzt viel gelernt", sagt Prem und der junge Forscher ist optimistisch: „So war es auch bei den ersten Elektronikrechnern. Die waren am Anfang auch sehr bescheiden in ihren Leistungen."

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