„Die Oesterreichische Furche'* stellt hier einen Aufsatz zur Debatte, der in seiner scharfen Formulierung geeignet sein sollt?, eine breitere Oeffentlichkeit zur Erörterung der uns alle beunruhigenden Tatsache einzuladen: was stimmt bei uns nicht? Warum ist Oesterreichs Produktivität heute so verhältnismäßig gering?Auf diese Frage dürften sehr verschiedene Antworten gegeben werden, entsprechend der Vielfalt der Faktoren, die hier zusammen und gegeneinander wirken. Einige der heikelsten von ihnen spricht dieser Artikel offen an.Es grenzt an das Tragisch-Komische, wenn sich in
Die öffentliche Debatte der letzten Monate über Kultur- und Hochschulfragen in Oesterreich hat unter anderem auch deshalb aufhorchen lassen, weil jene Richtung der marxistischen Gesellschaftsbetrachtung, die bisher Kunst und Kultur nur als einen sublimen Ueberbau über dem Block des Wirtschaftslebens ansah, jetzt eine betonte Besorgnis für den Primat des Geistigen und für eine entsprechende Wertung der geistigen Arbeit zu äußern beginnt. Tatsache ist es ja, daß nicht die Entwicklung der Wirtschaft oder der Technik oder des sozialen Lebens die menschliche Geschichte einschließlich der
In den letzten Dezennien hat die gesellschaftliche Schichtung der Industriestaaten tiefgreifende Umwälzungen erfahren, so daß man zeitweilig daran zweifeln konnte, ob die seit der Französischen Revolution gebräuchliche Dreiteilung der Gesellschaft in Oberschichte, Mittelschichte und Unterschichte noch weiter Geltung habe. Sicher ist nur, daß die von Marx vorausgesagte Verelendung der Mittelschichte und die dadurch ermöglichte Diktatur des Proletariats nicht eingetreten ist, daß im Gegenteil der Mittelstand nicht untergegangen, sondern zum Teil im Anwachsen ist.Die Umgrenzung des
Koalitionskrise und vorzeitige Neuwahlen zum Nationalrat in Österreich sind bekanntlich auf das Bestreben des einen Partners zurückzuführen, im Interesse der Währungs- und Wirtschaftsstabilisierung den bisherigen Budgetrahmen von 20 Milliarden Schilling nicht zu sprengen. Der Staat muß für seine Bürger billiger werden; das heißt der öffentliche Verbrauch soll sich im Rahmen des Sozialproduktes nicht zu Lasten des privaten Konsums oder der Investitionsquote noch weiter ausdehnen. Einen Schwerpunkt des ganzen Problems bildet die bereits überfällige Verwaltungsreform,, mit deren Vorbereitung das Wirtschaftsdirektorium der österreichischen Bundesregierung sich seit Jahr und Tag befaßt. Die hier ziemlich weitausgreifenden Pläne wurden durch Beschluß der genannten Körperschaft vom 25. September d. J. auf ein Sofortprogramm konzentriert, das nach den Neuwahlen wohl zum Teil realisiert werden dürfte. Unabhängig davon offenbart sich das Interesse der breiten Öffentlichkeit an der Verwaltungsreform in zahlreichen Ratschlägen und Vorschlägen von denen der im Auftrag des Österreichischen Kuratoriums für Wirtschaftlichkeit von DDr. Ing. B andat ausgearbeiteten Studie „Der übermäßige Verwaltungen ufwandinösterreic h“ besondere Bedeutung zukommt; diese von Regierungs wegen angeregte Arbeit enthält wertvolles Material und kann sich überdies auf Vorarbeiten in der Verwaltungsersparungskommission 1930—1932 stützen. Im wesentlichen liegt sie nachstehenden Ausführungen zugrunde.
In der Krise der österreichischen Staatsführung, die in der vergangenen Woche zur Demission der Gesamtregierung führte, inzwischen aber durch eine Einigung über die strittigen Fragen des Budgets und die Bestätigung des Kabinetts in der bisherigen Zusammensetzung eine vorläufige Entspannung erfuhr, liegt eine gewisse Tragik.Uber sieben Jahre — in Westeuropa einzig dastehend — hat ein und dieselbe Regierungskoalition mit Erfolg am Wiederaufbau Österreichs gearbeitet, wobei von seiten beider Partner, bisweilen unter Rückstellung der Parteiideologie, Opfer gebracht werden mußten, um
Gut Ding braucht Weile; und Weile haben die Vorbereitungen zur österreichischen Verwaltungsreform sicherlich gebraucht. Immerhin scheint die Festlegung eiiies Sofortprogramms zur Verwaltungsreform durch Beschluß des Wirtschaftsdirektoriums der Bundesregierung vom 25. September 1952 der Verwaltungsreform tatsächlich die Bahn freizugeben. Das Sofortprogramm beinhaltet Reformen der Personalverwaltung, eine Vereinheitlichung und Vereinfachung des öffentlichen Abgabewesens Reformen im Außen- handelsverk ehrsreg ime, in der Geweibe- verwaltung, bei Post und Bundesbahn. Mitgearbeitet haben an
In der wirtschaftspolitisch orientierten Öffentlichkeit wird wieder über notwendige Umstellungen der österreichischen Investitionspolitik zugunsten der Verarbeitungsbetriebe debattiert; damit wird — wieder einmal — die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Verarbeitungsindustrie, die Kleinindustrie und das Gewerbe gelenkt.Zur Widerlegung marxistischer Voraussagen durch die tatsächliche Entwicklung gehört unter anderem auch die heute unbestreitbare Vitalität von Kleinindustrie und Gewerbe. Der angeblich „zum Absterben verurteilte“ Kleinbetrieb erweist sich im Gegenteil als sehr
In Österreich hat man aus der jüngsten Vergangenheit mit ihren fünf Preis-und Lohnübereinkommen gelernt und sich jetzt ziemlich einheitlich zur Überzeugung durchgerungen, daß die Aufrechterhaltung des Lebensstandards und der Vollbeschäftigung nur durch eine Stabilisierung der Währung gesichert werden könne; Voraussetzung hiefür ist die Ausbilanzierung von Sozialprodukt und Sozialkonsum, die heute nur durch die Marshall - Plan - Hilfe erreicht werden kann. Bis zu ihrem Wegfall muß einerseits eine entsprechende Erhöhung des Sozialprodukts durch harte Anspannung der drei
Die Bekanntgabe des Bundesvoranschlages für 1952 hat, sozusagen saisongemäß, das Problem der Verwaltungsreform wieder stark in den Vordergrund gerückt. Man kann zwar mit Genugtuung feststellen, daß in der öffentlichen Meinung die Diskussion nicht mehr auf die alten Schlagworte vom Beamtenabbau, von der Zusammenlegung der Ministerien, von der Auflassung von Mittelschulen oder Bezirksgerichten usw., zurückfällt, da man erkannt hat, daß man Krankheiten nicht durch eine Bekämpfung ihrer Symptome heilen kann; man kennt auch die Wurzeln des Übels, weicht aber hier schärferen
Daß das Wohlergehen des Volkes nicht allein von einer bestimmten Regierungsform abhängt, geht aus der Geschichte Österreichs mit genügender Anschaulichkeit hervor. Heute erwarten wir alles Heil von der Demokratie, in der mit Recht auf der einen Seite die Forderung nach mittelbarer Teilnahme möglichst breiter Volksschichten erhoben wird — auf der anderen Seite aber steht das Erfordernis einer Führung, die naturgemäß nur auf einen kleinen Kreis von Verantwortlichen beschränkt sein kann. Es setzt eine große Reife des Volkes wie seiner politischen Führung voraus, beide Momente
Die Wirtschaftsgeschichte wird wie dereinst unsere Gegenwart dahin charakterisieren, daß in ihr, namentlich auf dem Boden der Industriewirtschaft, die natürlichen Entwicklungstendenzen mit jenen Forderungen um die Oberhand gerungen haben, welche das wirtschaftsstrukturelle Programm der jeweiligen „Internationalen“ bildeten. Kürzlich wurde in Frankfurt die Vierte Internationale gegründet; in der hier formulierten „Prinzipienerklärung des demokratischen Sozialismus“ wurde wohl global auf das Entstehen einer neuen Sozialordnung hingewiesen, ebenso auch auf die wachsende Ausdehnung