Es gibt keine rätselhaftere Figur in der Galerie der neueren Komponisten als die Maurice Ravels. Jeder Versuch, zwischen seiner Musik, dieser raffinierten, bald aufpeitschenden, bald dämonischen, bald sinnlich-kitzelnden Nervenkunst und den bekannten Tatsachen seines Lebens eine Verbindung herzustellen, mündet in Ratlosigkeit. Je mehr man das Phänomen beobachtet, je gründlicher man die Studien liest, die Freunde und Schüler über ihn veröffentlicht haben, desto fester wird man in der Überzeugung, das Wesentliche an diesem Manne entziehe sich dem Licht. Kaum glaubt man einen Generalnenner für Leben und Werk gefunden zu haben, so wird man in unlösbare Widersprüche verwickelt, die einen noch mehr verwirren.
Boris Blachers Werkkatalog spiegelt und kennzeichnet die Epoche und den europäischen Raum seines Lebensweges. Er beginnt mit einem Opus, das verschollen oder durch Kriegseinwirkung vernichtet ist, wie etwa ein Dutzend seiner frühen Werke, darunter eine Symphonie, ein Streichquartett, ein Klavierkonzert und ein Concerto für zwei Trompeten und zwei Streichorchester. Besagtes erstes Opus war eine Kammeroper mit dem wunderlichen Titel „Habemeajaja“. Blacher schrieb sie 1929, also sechsundzwanzigjährig, denn er ist am 6. Jänner 1903 in der chinesischen Hafenstadt Njutschwang als Sohn eines Bankdirektor aus Reval und seiner ebenfalls baltisch-deutschen Frau zur Welt gekommen. Die chinesischen Götter der Zufallsheimat hatten keine allzu ruhigen Jahrzehnte für seine Kindheit und Jugend ausgesucht. Blachers trugen ihren großbürgerlichen Wohlstand nomadenhaft durch das zaristische Nordasien. Man lebte auf Reisen und konversierte polyglott zwischen chinesisch, russisch, deutsch und pidgin-englisch.
Wer mit europäisch-klassisch geschulten Ohren nach Japan reist, dem klingt die jüngste Musik dieses Landes so unvertraut wie die älteste. Seit rund 100 Jahren stehen Erziehung und Kultur des Landes im Zeichen des Meiji, was auf deutsch etwa „erleuchtete Regierung heißt. Es bedeutet die umstürzende Reform, die das Geistesleben des Landes 1868 durch den Kaiser Mutsuhito erfuhr. In diesen 97 Jahren haben europäische, amerikanische oder westlich geschulte Lehrer japanische Kinder und Studenten im Geiste abendländischer Traditionen unterwiesen. Die erstaunliche Leistung des Volkes besteht
Durch die Gazetten lief die Kunde, man sei am Roten Main verstimmt, daß einige hohe Herren der Bundesrepublik den Bayreuther Festspielen fernbleiben. Wie denn? Ist also der sommerliche Wagner- Trubel offiziell, will man ihn durchaus wieder mit der Aura einer Staatsaktion behaften, hei der Minister zu unpassender Stunde in Frack oder Smoking sich einstellen müssen? Wer sind denn diese Herren, die da Übelnehmen? Daß Theodor Heuß seinen sehr persönlichen Kunstgeschmack hat und Wagner nicht grün ist, sollte man seine Privatsache sein lassen. Uebrigens ist er da nicht in der schlechtesten
Im Abstand von zwei Tagen brachten zwei Bühnen des deutschen Sprachbereichs Uraufführungen von Opern heraus, die den ganzen weiten Raum des modernen Musiktheaters abgrenzen. Zwischen der oratorienhaften Konzeption von Arnold Schönbergs „Moses und Aron“ und Wolfgang Fortners musikalischer Deutung des Dramas „Bluthochzeit“ von Federico Garcia Lorca liegt ein Gaurisankar stilistischer und technischer Unterschiede. Und doch führen beide Werke der Opernbühne ähnliche Mittel der Erneuerung im Vokalstil zu.Fortner vermeidet den Namen Oper. Tatsächlich ist es sozusagen als
MIT DER ELEKTRONISCHEN MUSIK hat sich uns eine neue Welt eröffnet, vot deren Klang und Schall wir alle Grade der geistig-sinnlichen Beunruhigung durchmachen. Staunen und Schreck, Bewunderung und Abwehr, Skepsis und Bejahung wechseln einander in uns ab. Wir fragen uns, ob hier wirklich eine neue Welt beginnt oder ob vielleicht die Welt, ob unsere Welt der Kultur zu Ende geht. Es gibt Menschen, die das ernstlich befürchten, wo die Musik sich der Maschine verschreibt oder, wie man es nehmen mag, Technik sich der Kunst bemächtigt.In Hermann Hesses Fabulierbuch steht die ironische Erzählung vom
Götter und Helden waren es, die dn Monolog der frühen Oparn agiertem; Mythos war wichtiger als Leben, das erhabene Schicksal sangeswürdiger als du, ich und wir. Was die florenfinischen Graten des verrinnenden Cinquecento in ihren Cameraten veranstalteten, wuchs vom höheren Gesellschaftsspiel rasch zur Kunsttorm. Es war Absage an das bürgerliche Madrigal, die volkstümliche Frotlola und Villanella. Gesellschaftlieh betrachtet war es Spiegelung und Huldigung, durchaus auf die herrschende Klasse bezogen und in Frankreich ja denn auch rasch zur Verherrlichung des Absolutismus bestimmt. Es
Operngäriger sind, was man in der Tierkunde Omnivoren nennt. Sie verzehren jede Art und jede Zusammenstellung künstlerischer Kost: Antike, Barock, Romantik, Naturalismus und Moderne; Gesang, Rezitativ, Sprache mit und ohne Begleitung; Kammermusik und Hundert-Mann-Orchester und zirpendes Cembalo; Clownerie und Heroik; Pantomime, Volkstanz und Spitzenballett; Illusionstheater, Stilbühne und Dekorationslosigkeit; Prima- donnen-Hegemonie und Ensemblekunst; die besten Orchester und die schlechtesten Orchester; die größten Dirigenten und ahnungslose Taktschläger; gute Sänger, mittelmäßige