In der Türkei begann vergangene Woche einer der größten Massenprozesse der Nachkriegszeit: Vor einem Militärgericht haben sich der Rechtsextremist Alparslan Türkesch und587 Gesinnungsgenossen zu verantworten, wobei 220 Todesurteile beantragt wurden. Die Justiz-Maschinerie der regierenden Militärs scheint eisern zuzupacken. Warum, schildert dieser Beitrag des Chefredakteurs der türkischen Tageszeitung„ Milliyet".
Eine Kontaktstelle zur Welt des Islam - so bezeichnet der Direktor des von österreichischen Lazaristen-Patres geführten St.-Georgs-Kollegs in Istanbul die Aufgabe seiner Schulen. Hofrat Ernest Raidl CM stellt sie im Rahmen der FUR-CHE-Serie „Österreichs Visitenkarte in der Welt“ vor.
Während die Augen der Welt mit gewisser Besorgnis auf die wirtschaftliche Katastrophenlage der Türkei gerichtet sind, deren Auslandsschulden längst die Milliardengrenze mehrfach überschritten haben, zeichnen sich seit vier bis fünf Jahren eigenartige Tendenzen in der religiösen Entwicklung ab, die im allgemeinen unbeachtet blieben.Denn die wirtschaftlichen Veränderungen sind augenfälliger. Längst wissen alle Bewohner der Türkei, daß der Index der Lebenshaltungskosten zwar um mehr als 400 Prozent — im Verlauf eines Jahrzehnts — gestiegen sind, selbst Dinge wie Käse, Aspirin,
Istanbul, Anfang August 1957Anno Domini 1774 wurde dem Bauern Bernhard Emmerich zu Flamske bei Koesfeld in Westfalen als fünftes Kind eine Tochter geboren, der man bei der Taufe den Namen Anna Katharina gab.Heute ist dieser Name wohl jedem der zahlreichen Pilger bekannt, die den Tag der Himmelfahrt Mariä gleichsam an Ort und Stelle mitfeiern wollen und deshalb den beschwerlichen und heißen Weg nach Ephesus angetreten haben. Denn bald schon erlebte das unscheinbare und auch nicht sonderlich gebildete Mädchen aus Westfalen Bilder, Visionen, die ihr ganzes Leben erfüllen sollten. Darin sah
Mädchenhandel und Harem sind Ojseretten- requisiten geworden (großäugige Schöne singen zu Füßen einer Dattelpalme Koloraturen und der betrogene Pascha dröhnt im tiefsten Baß, wenn er im dritten Akt einsehen muß, daß die Entführung geglückt ist), beides klingt unerhört romantisch. Es gibt ja doch stets ein klangvolles Finale mit Happy-End. Wenn man allerdings die blonde Jane B., 21 Jahre alt, Engländerin, fragen wollte, dann würde man ein anderes Bild bekommen. (Alle Namen sind aus begreiflichen Gründen verändert.) Sie war in London mit einem gutaussehenden Herrn bekannt
In gewisser Beziehung ähneln Jubiläumsbetrachtungen jenen Nachrufen, die man am Grab „teurer Verblichener“ hält: die Wirklichkeit verklärt sich bis zur \erzerrung, und jeder Zuhörer weiß von vornherein, daß alles gleichsam nicht so ernst gemeint ist. So zieht man also von dem Gesagten 50 oder auch 75 Prozent ab und gibt sich mit dem Bewußtsein zufrieden, etwas Erbauliches gehört zu haben.Im österreichischen Kolleg Sankt Georg am Goldenen Horn denkt man über diese Dinge anders. „Nur keine Uebertreibungen“, sagte der Direktor der Anstalt, Superior Ernst R a i d 1, zu einem
Der Großteil unserer Vorstellungen von der Türkei wurde durch Karl May und ,.Die Entführung aus dem Serail” geprägt, um nur zwei der repräsentativsten Vertreter jenes Genres zu nennen, welche das damalige Reich des Großherrn dem mitteleuropäischen Publikum in irgendeiner Form zu schildern wußten. Zugleich mit einem eindrucksvollen Bild übernahm man auch überaus farbenprächtige Impressionen der dort herrschenden Religion, die im allgemeinen mit einer seltsamen Mischung von interessierter Ehrfurcht und wohligem Gruseln betrachtet wird.Daß die Realität weitaus nüchterner ist,
Neulich fiel mir eine türkische Propagandabroschüre in die Hand, die erklärte, daß sich die moderne Türkin hinsichtlich Kleidung und Lebensart auch in jeder westeuropäischen Großstadt sehen lassen könne. Kurze Zeit darnach sah ich auf der Straße, wie sich ein andenkenlüsterner Photograph oder ausländischer Journalist auf eine nicht mehr ganz junge Frau stürzte, die dicht vermummt war und ihr Gesicht verbarg. Fast fühlte man sich versucht, nach alter Schablone zu erklären, daß die Wahrheit in der Mitte liegen müsse — aber Schablonen passen oft schlecht, und hier ganz
„WOLLEN SIE DIE LEINTÜCHER nicht wechseln?“„Die sind rein!“ stellte der hotelbesitzende Schnauzbart kategorisch fest.„Zweifellos, aber jemand scheint schon in dem Bett geschlafen zu haben!“ scheint man noch hinzufügen zu müssen.„Na und?“Dann, nach einer Pause: „Wenn's dem Bezirksobmann, der vor Ihnen da geschlafen hat, recht war, wird's wohl auch für Sie passen!“DAS WAR ZWEIFELLOS LOGISCH und ich sah mich angesichts der Tatsache, daß die anderen Hotels des kleinen Oertchens um kein Haar besser aussahen, wohl oder übel genötigt, in den saueren bzw. schmutzigen Apfel
Immer wieder begegnet man in türkischen, aber auch in mitteleuropäischen Publikationen dem fast zum Schlagwort gewordenen Terminus von der Türkei als „Brücke zwischen Orient und Okzident“. Ist dieser Ausdruck wegen seiner Vieldeutigkeit und Unklarheit zu einer Untersuchung weniger geeignet, so trifft dies auf eine andere, ähnliche Formulierung nicht zu, die einen schärfer akzentuierten Gedanken ausdrückt und Programm wie Realität aufzuzeigen scheint.„Die Türkei auf dem Weg nach Europa“ m in dieser Formulierung durch Friedrich von Rummel in seinem gleichnamigen Buch (München,