Wenig.: Tage, nachdem wir aus dem Lager befreit worden waren, marschierten wir über die Grenze nach Oesterreich. Dort war es auch, wo wir ihn kennenlernten. Müde, verdreckt, mit wächsernen Gesichtern und mit faustgroßen Löchern an Stelle des Magens stolperten wir durch die Nacht. In den gestreiften Lageruniformen, die Schädel kahlgeschoren, mit wuchernden Barten, so schleppten wir uns einem Leben entgegen, das sich von dem, das hinter uns lag, vorerst nur dadurch unterschied, daß keiner erschossen wurde, wenn er aus der Reihe humpelte, und keiner über den Bock gespannt, wenn er, um
Eines Tages wurde er eingeliefert. Er stammte aus Böhmen — aus dem Protektorat, wie es damals hieß — und hatte eine solche Menge von Dingen auf dem Kerbho'-z, daß ihm aller Wahrscheinlichkeit nach kein anderer Weg mehr offenblieb als der aufs Schafott. (Uebrigens, man mußte nicht viel angestellt haben in der damaligen Zeit, um mit dem Fallbeil Bekanntschaft zu machen. Ein einziges unbedachtes Wort, an dem sicheren Sieg gezweifelt oder gar einen ausländischen Sender gehört, und schon konnte man den „Grünen Heinrich“ um die Ecke biegen sehen ...) Es war im Landgericht zu
„Oremus ', sagte Wolfram und begann mit lauter Stimme lateinisch zu beten.Es war der schrecklichste Tag meines Lebens. Die vier grauen, erdrückenden Zellenwände, das vergitterte Fenster, die eisernen Betten, das lateinische Litaneien und der Sterbende vor uns der Sterbende, ein Bild des Jammers Und eines furchtbaren und fruchtlosen Widerstandes gegen das unbarmherzige Geschick„Kann nix sterben ", lachte der Pfannenflicker und wollte sich erheben. Allein Habel gab ihm einen Tritt, daß er an die Wand flog und in sein Nest aus Stroh zurückkrochSchon begann ein neuer Abend. Gläsern,
„Statt die sexuelle Haltlosigkeit und Verwilderung der heutigen Menschheit als Symptom einer tiefer liegenden sittlichen Auflösung zu erkennen und demgemäß auch auf eine allgemeine Regeneration der Fundamente des Charakters auszugehen, bezeichnete man die mangelnde sexuelle Belehrung der Jugend als die eigentliche Ursache des Übels und verfiel auf eine ebenso einseitige wie gefährliche Aufklärungsmanie, die viele Pädagogen... ganz übersehen ließ, daß die sexuelle Widerstandsfähigkeit mehr eine Kraftfrage als eine Wissensfrage ist.“ Kein Wunder, daß der Verfasser solcher Zeilen,
Die folgendeen Tage haben nur einen Gedanken und einen Namen: Hanns. Und alles ist hell und sieht aus, als könne niemandem mehr ein Leid geschehen .„Ich führe Hanns zu meinem verborgenen Pfad. Die Sonne scheint und eine Menge Zyklamen sind aufgeblüht. Fast über eine Nacht sind sie aufgeblüht. Aber Hanns bleibt stumm und fährt mir nur leise durch das Haar, obschon er sichtlich gerührt über mein kleines Bemühen ist. Und dabei brenne ich doch so, etwas von draußen zu erfahren. Von draußen, das ist wie ein heimlicher Traum. Endlich, endlich kann ich mich nicht länger mehr
Ach, morgen vielleicht schon, dachte der Mann und schloß für Sekunden die Augen. Wie erschöpft lehnte er den Kopf an die kalte, schmutzige Zellenwand. Morgen vielleicht schon. Ein dumpfer Fall und selbst das kleine, erbärmliche Stück Himmel, das von den vier kahlen Gefängnismauern übriggelassen worden war, zerbrach, erlosch. Und dann ... Nirgends ein Vogellied mehr, nicht nah, nicht fern, nicht zwischen den Gitterstäben, nicht über den steilen, lichtmordenden Dädiern! Ach, morgen vielleicht schon der nur wie ein heimliches Streicheln sich ausnehmende Druck einer
Gegen halb zehn Uhr vormittag rief mich Monsieur Poiret zu sich. „Kennen Sie Duvalier?“ fragte er und sah mich von der Seite an, „Pierre Duvalier, den Mann mit den toten Augen?“ Es klang nach Vorstadtmagazin, nach knalligen Pointen und dunklen, blutrünstigen Uber-raschungen. „Pierre Duvalier, den Mann mit den toten Augen?“ Mon Dieu, ich werde nie vergessen, wie er aufsprang und förmlich außer sich geriet, als er erfuhr, daß Pierre Duvalier ein mir völlig Unbekannter sei, ja, daß ich sogar den Namen eben erst in dem Augenblick, da ich darum gefragt worden war, zum erstenmal
Nicht durch die Wunder süß duftender Gürten klang euer Lallen und nicht das Licht traulicher Lampen galt euren Wangen ... Lachen und Wonne, die hold bewährten, hellen Gefährten, sie waren es nicht, die euch bezwangen ...Ragender Hallen geglättete Kühle, euere Feiern umspannte sie nie ... Glanz der Fontänen, zerstiebende Sonne ... Euere Stirnen erlitten nur. Schwüle, eueren Herzen die Straße verlieh nächtliche Wonne ...Bleich und befangen in lichtlosen Träumen zöget ihr, Schatten, durch Dom und Paläste, so euch ein Wunder zum Herrschen je rief... Ach, eure Blicke, nach bangem
Und nun stand er vor uns, bleich, abgezehrt, mit hängenden Schultern, das Haupt gesenkt, die Hände auf den Rücken gebunden. Endlich, endlich hatte man ihn gebracht. Oh, es war eine Ewigkeit gewesen, hier warten zu müssen, auf der kleinen, besonnten Waldlichtung, vor dem uraltriesigen Eichenbaum, an dessen Stamm gelehnt er die todbringende Kugel empfangen sollte, in dessen Schatten seine letzten Seufzer verfliegen mußtenBrombeergeranke ringsumher, tiefgrün, und schon die ersten, noch unreifen Früchte tragend, Himbeersträucher zwischendurch, im satten Rot ihres hochsommerlichen Prangens,