Eie nichtkommunistische Welt hat sich natürlich zunächst vor allem für die Erklärungen zur sowjetischen Außenpolitik interessiert. Überraschungen waren allerdings hier, wie auch hinsichtlich aller anderen Fragen nach der Publikation der Broschüre Stalins über „ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR", diesem richtungweisenden Vorwort zum Parteitag, nicht mehr zu erwarten. Tatsächlich haben alle Redner auf dem Parteitag, soweit sie sich mit dem Verhältnis der Sowjetmacht zur übrigen Welt befaßten, im Sinne der von Stalin ausgegebenen Direktiven die Vehemenz ihres
Die Wochen seit dem Wahltag waren nich verloren. Sie dienten der Klärung und Kühlung nach der Hitze des Gefechts, der Rückkehr zu den politischen Realitäten und voj allem der Verarbeitung jener Enttäuschung die -alle Parteien — von den durchgefallener Splitterparteien nicht zu reden — erlebet mußten, als das Votum des Volkes entschied, daß die Bäume auf keiner Seite in den Himmel wachsen sollten. Nachdem alle Parteien ihre Hoffnungen zu hoch gespannt hatten, war dieser Monat der nicht nur meteorologischen Abkühlung eine Notwendigkeit. Denn nur auf festem, nicht auf dem
Auf der Tagesordnung der Internationalen Sozialistischen Konferenz, die vom 4. bis 7. Juni in Wien abgeikalten wurde, standen keine grundsätzlichen theoretischen und ideologischen Fragen, wie etwa die des Verhältnisses von integralem Marxismus und Revisionismus, sondern die praktischen und taktischen Gegenwartsprobleme, vor die sich der demokratische Sozialismus Westeuropas heute gestellt sieht: die schon seit geraumer Zeit die Sozialistische Internationale beschäftigende Spaltung im italienischen Sozialismus, dann die Frage „Sozialismus und Demokratie” als das eigentliche Hauptthema
Noch sind die wenigsten Wunden des letzten Krieges vernarbt, noch weilen Millionen in Kriegsgefangenschaft, noch sind die wichtigsten Entscheidungen der neuen Friedensordnung nicht gefallen — und schon wird aus echter Besorgnis wie aus gewinnsüchtiger Sensationsgier von den Waffen der Zukunft, von Todesstrahlen und Bakterienkrieg, von Giftwolken und Superatom- bomben gesprochen. In der durchaus verständlichen Angst vor den Mitteln der kollektiven Mordtechnik übersieht man dabei meist, daß der letzte Krieg nicht nur mit der Atombombe eine sdiauerlidie Vervollkommnung der Massentötung
Im Herbst 1942 flog Wendell L. Willkie, der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat von 1940, in neunundvierzig Tagen um die Erde. Es war die Zeit, da sich das Gewicht des amerikanischen Kriegsmaterials an allen Fronten geltend zu machen begann, während die Streitkräfte der Achse und Japans am äußersten Rande ihres Wirkungskreises angelangt waren. Roosevelt, der seinem ehemaligen Gegenkandidaten wichtige Botschaften an die Verbündeten mitgab, warnte ihn beim Abschied noch, daß Kairo, sein erstes Ziel, vielleicht noch vor seiner Ankunft in deutsche Hand fallen könnte.
Anfangs der dreißiger Jahre, als der von Gandhi geführte Kampf um die indische Unabhängigkeit seinen Höhepunkt erreichte, fand in Wien ein von sozialistischer Seite veranstalteter Vortragsabend über Indien und Gandhi statt. In der anschließenden Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob Gandhi nach marxistischer Terminologie als „Revolutionär” oder als „Reaktionär” zu bezeichnen sei. Für beide Thesen wurden Argumente ins Treffen geführt, so daß am Ende der Eindruck haftenblieb, daß eine so eigenartige, aus einer ganz anderen Welt stammende Per-. sönlichkeit sich mit den
Das Währungsschutzgesetz war in den letzten Wochen das beherrschende Thema der Öffentlichkeit. In Zustimmung und Ablehnung trat keine deutliche Scheidung nach bestimmten „Klassen“ zutage. Anhänger wie Gegner der gesetzgeberischen Maßnahmen fanden sich sowohl in den Reihen der Arbeitgeber wie in denen der Arbeitnehmer. An diesem Beispiel eines tief in das wirtschaftliche Leben und in die Existenz jedes einzelnen' eingreifenden finanzpolitischen Gesetzes offenbarte sich so wieder die auch sonst deutlich erkennbare Tatsache, ~ daß die sehematisien alten Klassenbezeichnungen, voran die
Die tiefe Kluft, die seit mehr als anderthalb Jahrhunderten das französische Volk immer wieder in zwei feindliche Lager teilt, ist nun durch den Ausgang der Gemeindewahlen erneut in alter; gefährlicher Schärfe zutage getreten. MRP, die „Republikanische Volksbewegung“, als die Partei, welche sich die Überbrückung dieser Kluft zum Ziel gesetzt hat, mußte dementsprechend dabei die schwersten Verluste erleiden. Erstrebt doch MRP als katholische und zugleich sozial fortschrittliche, demokratisch-republikanische Partei . die Uberwindung des seit der großen Revolution von 1789 das Leben
„Sie vertreten in unserer Gesellschaft eine neue historische Schule. Statt sich mit einem Menschen oder einer Epoche zu begnügen, mit einem Richelieu wie Gabriel Hanotaux und dem Duc de la Force, mit einem Napoleon, wie Louis Madelin oder auch mit den Kathedralen wie Emile Male, greifen Sie nach Jahrhunderten, nach Völkerschaften und ganzen Kontinenten. Sie erneuern so, mit neuem Material, den ,Discours sur l'Histoire universelle'...“ Mit diesen Worten begrüßte Henry Bordeaux ReneG r o u s s e t, den Orientalisten und Historiker, der als neues Mitglied in die Academie Francaise