Am „stillen Don“, über den so viele.russische und kosakische Lieder singen, ist im Jahre 1905 Dimitri Schepilow geboren. Im Lande der Donkosaken also. Diese Donkosaken sind ein eigenartiger Menschenschlag. Bekanntlich flohen frühzeitig aus dem Moskauer Rußland hierher, an den Rand der Welt, in ein Gebiet, das Niemandsland war und keiner Staatsmacht unterstand, vor Herren- und Fürstenwillkür, alle, die sich unterdrückt fühlten. So bildete sich am Don die freie Kosakengemeinschaft. Nur sehr starken und rücksichtslosen und in gewissem Sinne auch intelligenten Menschen gelang unter den
Die Sowjets verstehen es, mit ihrem Pfunde zu wuchern, viel besser als einst die zaristischen Regierungen. Auch damals war Rußland von vielen Völkern bewohnt, die sich zu verschiedenen Religionen bekannten. Doch der Zarismus verstand es nicht, sich daraus einen Nutzen zu sichern. Die verschiedenen Möglichkeiten lagen brach. Außer der russisch-orthodoxen Kirche waren alle anderen Konfessionen, ebenso wie alle nichtrussischen Völker des weiten Reiches, entweder offen unterdrückt oder im besten Falle bloß geduldet. Die orthodoxe Kirche jedoch war so offenkundig an den Staat gebunden, daß
Gibt es eine neue „Bourgeoisie“ in der Sowjetunion?Die heutige soziale Struktur der Sowjetunion ist von Stalin geschaffen worden. Bis zum Jahre 1936 teilte das Sowjetgesetz die Bevölkerung in zwei ungleiche Teile. In Staatsbürger und in Personen, die kein Wahlrecht, weder aktives noch passives, besaßen, also vollkommen rechtlos waren. Die Intelligenz, also die Wissenschafter, Techniker, Lehrer, die ganze gebildete Schicht hatte wohl als „Werktätige“ die staatsbürgerlichen Rechte, mußte dem Sowjetstaate dienen, wurde jedoch moralisch und materiell diffamiert. Diese Intelligenz
Der Ministerpräsident der Sowjetunion, Marschall Nikolaj Alexandrowitsch Bulganin, stammt von den Ufern der Wolga. Er ist der dritte Regierungschef der russischen Revolution, der von dort kommt. Der erste war Alexander Kerenski, der Führer der großen Sozialrevolutionären Partei, der nach dem Sturze des letzten Zaren eine Art von demokratischer Diktatur ausübte und von einem andern Mann von der Wolga gestürzt wurde, von Wladimir Iljitsch Uljanow, der in die Weltgeschichte unter seinem literarisch-politischen Pseudonym Lenin einging. Nach ihm heißt jetzt auch die stille Stadt Simbirsk an
Kürzlich hat der erste Sekretär der Kommuni-itischen Partei der Sowjetunion Nikita Chru-chtschew vor einer großen Versammlung russischer Jungkommunisten eine Rede gehalten, in der er die Jugend der Sowjetunion zur Rückkehr zur Landwirtschaft überreden wollte. Es handelt sich im wesentlichen um eine Liebersiedlung nach Sibirien. Etwa 35 Millionen Hektar jungfräulichen Bodens sollen urbar gedacht werden, um die Ernährung der Sowjetunion zu sichern. Dieser neue Getreideboden soll in Kasachstan am Altai und im übrigen Sibirien landwirtschaftlich besiedelt werden. Bei Kasachstan handelt es
Die sowjetische Volkswirtschaft leidet an Gleichgewichtsstörungen, einer wirtschaftlichen Krankheitserscheinung, der vorwiegend eine Planwirtschaft unterworfen ist. Zuerst trat die landwirtschaftliche Krise in Erscheinung. Das bedeutet nichts anderes, als daß die Verteilung der Investitionen, Maschinen und Konsumgüter zwischen Industrie und Landwirtschaft nicht richtig gehandhabt worden war. Eiligst versucht nun die Sowjetregierung, durch Urbarmachung von 35 Millionen Hektar jungfräulichen Bodens die Ernährung des Landes in der Zukunft zu sichern. Das bedeutet nicht nur eine Neuverteilung
Nach der Darstellung der wichtigen sozialpolitischen Hintergründe der gegenwärtigen Entwicklungen in der Sowjetunion behandelt der bekannte Rußlandfachmann nun eine- der charakteristischesten Gestalten des Regimes.Nikolai Bulganin ist 1895 in N i s c h n i j Nowgorod geboren. In der Stadt an der Wolga, dem Schicksalsstrom Rußlands, die selbst oft russisches Schicksal war. Diese Gouvernementshauptstadt schlief in tiefem Schnee den Winterschlaf und war dann einfach eine träge russische Provinzhauptstadt. Kaum aber taute der mächtige Strom auf, erwachte auch sie zu geräuschvollem Leben.
Der nachstehende Aufsatz wurde kurz vor den Umbesetzungen im Kreml und vor den letzten Allianzerklärungen Moskaus an die Adresse Pekings von dem bekannten Asien- und Rußlandfachmann geschrieben. Er ist, vielleicht eben deshalb, besonders geeignet, Hintergründe aufzuzeigen, die im Westen oft wenig beachtet werden: sowohl die sowjetische wie die chinesische Revolution verdanken ihre eigentümliche Wucht einer Erhebung des Landvolkes, des unbetreuten Bauern in den riesigen Weiten und Ebenen der östlichen Länder; diese bäuerlichen Massen wurden oftmals betrogen, ja geopfert von städtischen Führern der Revolution, wurden nicht verstanden und nicht genügend gewürdigt von den intellektuellen Spitzenreitern der Revolution; diese Massen erheben aber heute in allen unentwickelten Völkern ihr Haupt: auf sie müssen die Führer des 200- und de 600-Millionen-Reiches Rücksicht nehmen, weil in ihnen die stärkste Volkskraft ihrer Länder gebunden ist, und weil Millionen von hörigen und abhängigen Bauern in Asien, Afrika, Südamerika, im Fernen und Nahen- Osten auf sie blicken. Hinter der Bolschewisierung. Mechanisierung, Industrialisierung und Bürokratisierung des Ostens steht, stärkstem Druck ausgesetzt und stärksten Druck ausübend, die Lebensnot und Lebensmacht der agrarischen Massen; die Erhebung der Bauern beginnt, in der gegenwärtigen geschichtlichen Phase der östlichen Revolutionen, diese zu unterwandern und von unten her immer entscheidender zu beeinflussen. Die eigentümliche Härte, Schwere, dai Unerbittliche, Stete der weltgeschichtlichen Umwälzungen des Ostens und Asiens stammen von diesam agrarischen Untergrund her, der wichtiger, schicksalsmächtiger als viele Einzelaktionen and singulare Ereignisse in den Führungsgruppen der östlichen Regimes ist. Die „Fufche“
Vor einigen Monaten gab die „Prawda“, und damit die Parteizentrale selbst, durch einen Leitartikel das Signal zu einem neuen antireligiösen Propagandafeldzug. Dieser Artikel der „Prawda“ war an sich interessant genug. Außer der Feststellung, daß die Kommunistische Partei weiterhin atheistisch und religionsfeindlich bleibe, wird in dem Artikel Klage darüber geführt, daß die religiösen Organisationen erhebliche Erfolge nicht nur unter der Bevölkerung im allgemeinen, sondern sogar unter den eingeschriebenen Mitgliedern der Kommunistischen Partei zu verzeichnen haben. Wenn auch
Die letzte Sowjetnote an die westlichen Alliierten hat insoweit eine gewisse Klärung gebracht, als — in mannigfacher Einkleidung — endlich die sowjetische Grund-forderung für die „Entspannung“ bekanntgegeben wurde. Damit ist das eigentliche Ziel der sowjetischen Außenpolitik und der sowjetischen Friedensoffensive gegeben. In dieser Grundforderung ist das Programm-Minimum: die Aufgabe der militärischen und maritimen Stützpunkte außerhalb des amerikanischen Kontinents durch die USA; das Programm-Maximum: die Auflösung des Nordatlantikpaktes. Moskau hat seine Forderung gestellt,
Noch einige Monate vor seinem Tode, auf dem 19. Parteikongreß, stellte Stalin triumphierend fest, daß durch die Kollektivisie-rung der Landwirtschaft die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, vor allem mit Getreide, endgültig und für immer gesichert sei.Seitdem ist noch kein Jahr vergangen, und es wird öffentlich zugegeben, daß nicht nur Schwierigkeiten in der Versorgung mit Lebensmitteln eingetreten sind, sondern daß die ganze landwirtschaftliche Produktion in einer Krise steckt, die nur durch vollkommene Umkehr in der Politik den Bauern gegenüber überwunden werden kann. Als