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Mit 1. Oktober brach für die Universität Wien eine neue Ära an. Nach zwölf Jahren steht nun nicht mehr Georg Wincklers Name an der Bürotür des Rektorats.

Winckler war der 639. "namentlich bekannte“ und gleichzeitig längstgediente Rektor des Hauses an der Ringstraße. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übergab der 68-Jährige Anfang dieser Woche die Insignien des Amtes - Zepter und Kette - an seinen Nachfolger Heinz Engl.

Georg Winckler wurde am 27. September 1943 im tschechischen Ostrau geboren. Die Volksschule besuchte er in der Steiermark, die Realschule in Deutschland. Anschließend studierte er Volkswirtschaftslehre an der renommierten Princeton-Universität in den USA und in Wien, wo er im Alter von nur 25 Jahren promovierte.

Seinen beruflichen Werdegang begann Winckler am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO). Doch schon bald entschied er sich für eine akademische Laufbahn. Kurz vor seinem 35. Geburtstag erhielt er die ordentliche Professur für Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Uni Wien.

Wincklers akademische Tätigkeit führte ihn als Gastprofessor an zahlreiche internationale Hochschulen. 1999 wurde er zum Rektor der Universität Wien gewählt. In dieser Funktion setzte sich Wickler für eine Entstaubung universitärer Strukturen ein. Zugleich war es ihm wichtig, Universitäten als integrativen Bestandteil moderner Gesellschaften in den Blickpunkt zu rücken. Mit Zufriedenheit erlebte er deshalb die Verabschiedung des Universitätsgesetzes 2002 (UG02), das den Universitäten die rechtliche Autonomie brachte und in einigen Kernpunkten seine Prägung zeigt.

Für einen europäischen Hochschulraum

Auf übernationaler Ebene hat sich der zweifache Familienvater stets für die Schaffung eines europäischen Hochschulraumes eingesetzt. Dies nicht nur während seiner Zeit als Vorsitzender der Rektorenkonferenz (heute: Universitätenkonferenz) von 2000 bis 2005 und als Präsident der European University Association von 2005 bis 2009. Dabei betonte Winckler immer die Rolle der Universitäten als Forschungseinrichtungen und warnte vor einer Verschulung des Studiums.

Wickler sah fünf Wissenschaftsminister und -ministerinnen kommen und gehen. Mit wechselhaftem Erfolg versuchte er sie davon zu überzeugen, dass international erfolgreiche Universitäten eine ausreichende Finanzierung benötigen. Gleich drei Studierendenproteste erlebte Wickler an vorderster Front mit. Zuletzt 2009 mit der "uni brennt“-Bewegung. Dass er das besetzte Audimax erst nach zwei Monaten räumen ließ, wurde ihm von Kritikern als Entscheidungsschwäche ausgelegt. Doch Wickler erklärte stets, dass er zwar die Wahl der Methode nicht gutheiße, in der Sache aber mit etlichen Forderungen der Studierenden übereinstimme.

Als Professor an sein altes Institut zurückkehren will Wickler vorerst nicht. Künftig wird er als Berater internationaler Institutionen tätig sein, wie er unlängst in einem APA-Interview verriet. "Es ist durchaus gut, nicht aus der einen Tür hinauszugehen und bei der nächsten hineinzugehen“, sagt er dort. "Ein gewisser Abstand zur österreichischen Uni-Landschaft ist für mich persönlich vielleicht etwas wohltuend.“

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