Wohlstand ohne Hoffnung

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Neue Daten des sogenannten "Eurobarometers" zeigen, dass die Österreicher und Österreicherinnen den geringsten Wunsch nach Kindern unter allen EU-Ländern haben. Mehr als ein Drittel der jungen Männer will gar kein Kind mehr. Dies gaben Wissenschafter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Dienstag dieser Woche in Wien bekannt.

Damit werden Studien der UNO seit den 80er-Jahren neuerlich bestätigt, in denen ein Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Wohlstand hergestellt wird: Je reicher eine Bevölkerung, desto geringer die Geburtenrate. Offenbar stören Kinder Wohlbefinden und Selbstverwirklichung, zumindest in jüngeren Jahren. Und die Genetik zieht mit: Parallel dazu steigt nämlich auch die Unfruchtbarkeit der Männer - nach Experten auch eine Wohlstandsfolge.

Damit erweisen sich Slogans wie "Unsere Kinder sind unsere Zukunft" und "Unsere Kinder sind unsere Hoffnung" als Lippenbekenntnisse, und auch das Zitat "Die Hoffnung stirbt zuletzt" wird man umschreiben müssen. Denn offensichtlich stirbt sie zuerst. Die Frage ist: Wie können Menschen ein ganzes Leben lang ohne Hoffnung durchleben? Ohne Hoffnung auf Liebe, wenn die Gesundheit bricht, und ohne Erinnerung, wenn sie gestorben sind? Euthanasie als Antwort darauf erscheint dann tatsächlich logisch, und irgendwann wird auch das letzte reiche Kind geboren sein.

Für mich klingt das wie eine Bestätigung der christlichen Weihnachtsbotschaft: Die Armen tragen die Hoffnung der Welt. Nichts anderes meint ja wohl das Evangelium, das Gott in den Kontext tiefer Armut hineingeboren werden lässt. Die Armen sind es, die der Menschheit mit ihren Kindern noch eine Chance geben.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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