Abstieg vom Angstturm dieser Zeit

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Pfingsten, Gott sei Dank nun dieses Fest inmitten der Sinnblockade. "Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen", singt ein altes Kirchenlied gegen die Gewalt und die totale Verhältnislosigkeit, in die wir Menschen alles Leben stürzen, wir der Vernichtungen jeder Art imstande. Zu

den Angsttürmen, die eine menschenverachtende Politik aufbaut mit ihren Babelworten und mit gesprochenen und geschliffenen, bereit stehenden Waffen, sagt dieses Fest: Glaube dich frei, ein Flammentanz über deinem Denken und deinem Glauben sagt dich neu. Dies ist das Kommunikationswunder, das dich ruft in deine Bedeutung vom heiligen Uranfang aller Dinge. Es ist die andere Stimme, die ins Wunder zieht.

Eine Wortsymphonie geschieht dir und der Erde. Es ist der Indikativ der Gnade! Das entdeckt dir Pfingsten in deiner Person und in der Not dieser Zeit: Wir brauchen die "Indikative der Gnade", meint Eberhard Jüngel, damit die Imperative, die die Welt beherrschen, solche der Freiheit werden.

So macht Pfingsten einen Sinnspruch wahr, der durch die Foren geistert: "Es kommt alles anders, wenn du denkst." Pfingsten zu glauben meint, neu zu denken über die Welt, es lässt dir die Gedanken tanzen, heraus aus dir und dem, was dich beherrschen will und dir Feindbilder eintrichtert.

Den Satz von Philipp Blom, "Wir werden ärmer werden", ergänze ich pfingstlich: Wir werden reicher werden im Heiligen Geist, der Urkraft der Gottesliebe. Eine Aktie dieses Reichtums ist mir immer die Idee vom Weltethos, die von Hans Küng motiviert worden ist in Anknüpfung an die Goldene Regel: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu." Das ist doch der Anfang, der Abstieg vom Angstturm dieser Zeit und der Einstieg in dein pfingstliches Ich zum Du und der Welt. Im Namen der Liebe! Aber echt jetzt!

Die Autorin ist Pfarrerin an der Lutherischen Stadtkirche in Wien

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