Das Geschäft heißt Hass

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Astragalus, der Alpenkönig, haust im Salzburger Landestheater auf schwarzen Gipfeln, deren Konturen von Neonröhren gezeichnet werden. Maximilian von Moors Wohnzimmer steht im Schauspielhaus als zerbrechliche Tribüne einen Stock über dem Geschehen mit den Räubern, die sich zwischen Gebüschwedeln herumtreiben. Was hat nun das Raimund'sche Zauberspiel mit den aufklärerischen "Räubern" Schillers zu tun? Beiden gemeinsam ist am Ende aller Geschichten: Schuld sind immer die anderen und: Mein Geschäft heißt Hass.

Raimund, selbst Menschenfeind, schrieb sich einiges von der Seele, was nun am Landestheater Salzburg ausgebreitet wird. Die Selbstschau im Wechsel der Persönlichkeit des Widerlings Rappelkopf mit der des Alpenkönigs räumt einiges von der Gefährlichkeit des Menschenfeinds weg. Christoph Wieschke gibt dieser Figur den gefährlichen Touch. Marcus Bluhm ist der gütige, versöhnende Alpenkönig mit gelungenem Eröfnungsmonolog. Rundherum wuselt das Ensemble, wobei Georg Clementi als Diener Habakuk mit seinen "zwei Jahre in Paris" einen wichtigen Beitrag zum psychischen Purgatorio liefert. Alexandra Liedtke hat das Märchen, um ein Live-Duo angereichert, flott inszeniert. Die Bühne schuf Raimund Orfeo Voigt als Raimunds psychische Unterwelt -schwarz.

Laut und blutrünstig

Mit der Protesttruppe gegen die alte bürgerliche Ordnung, den "Räubern", zog Friedrich Schiller als Star in die literarische Öffentlichkeit seiner Zeit ein. Der Desperado Karl steht gegen den intelligenten, mit allen Fähigkeiten zu perfekten Verbrechen ausgestatteten Bruder Franz. Dessen Leitmotiv -"Man darf alles, was man kann" - gilt auch heute noch. Das Schauspielhaus zeigt Karls Bande, die vergewaltigt, umbringt, raubt - da ist kaum einer, der aus seiner Sicht schuldig wird; das Schicksal, das Verhalten der Opfer, die außerordentlichen Lebensumstände waren es, die Taten rechtfertigten. Das Ensemble um Regisseurin Maya Fanke mit Martin Brunnemann als Karl und Matthias Hinz als Franz ist bemüht, die Räuber sind laut und blutrünstig. Bis auf die Theatersäulen Olaf Salzer (Hausknecht Daniel), Georg Reiter (Maximilian Moor) und Theo Helm (Hermann) hatten fast alle Schwierigkeiten mit dem Sprechen, so dass man eher an ein in späterer Zukunft gelingendes Schülertheater denken konnte.

Alpenkönig und Menschenfeind Landestheater Salzburg, 3. Dez.

Die Räuber Schauspielhaus Salzburg, 16. Feb.

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