Der Balkan ist auch Europa

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Natürlich habe ich den Oktober-Artikel für unsere furche abgeschickt, aber irgendwer hat ihn verlegt, schubladiert, vergessen oder in den Papierkorb geschmissen. Ein Furchler - ein Postler? Ich? Sehen Sie, so ist das - da tut einer was, und eine geringe, meist ungewollte, Schlamperei unterbindet das ganze Unternehmen. Das ist anscheinend auch in der Politik so, wie ich seit dem "Betrifft"-Gespräch mit Herrn Prinzhorn (ORF 1, 1. Oktober) weiß. Alle haben halt so gute Absichten, aber der "böse Feind" lässt das nicht zu. Das wollen die, die nicht zu bremsen sind, nicht einsehen; wie wenn sie nicht - wenigstens ein paar von ihnen - selber einmal Studenten gewesen wären. Studiengebühren, Groß- und Kleindienste, Arbeitslosengeld und immer wieder die leidigen Stiftungen. Da sind auch der Herr dritte Präsident und der kämpferische Herr Schulmeister gar nicht einer Meinung. Ein Wirbel, aber am Begreifenkönnen des Nicht-Wirtschaftsfachmannes vorbei. Der begreift nicht - und zahlt.

Da ist es schon leichter, sich im Gestrüpp der Außenpolitik zurechtzufinden - auch wenn einem dabei das Ferrero-Lächeln aus dem Gesicht fällt. In Pakistan setzen Fundamentalisten ihren Siegeszug fort, in Israel provoziert der rechte Likud-Führer, indem er seine Fleischmasse auf den Tempelberg hievt, nur in Jugoslawien hat das Volk mit Glöckchen und Fahnen den Diktator vorläufig verjagt. Aber wohin führt der Weg?

Manche Leute in Wien glauben, dass das auf den Aufbau eines einigen Europas keinen Einfluss hätte. Da bin ich mir nicht so sicher. Vor meinem geistigen Auge taucht der Serben-König Milan und seine Draga Maschin auf, ich denke an Gavrile Princip, Sarajevo. Da hilft Augenschließen nicht - es passiert, ob wir hinschauen oder nicht. Der Balkan ist auch Europa - das muss endlich allgemeines Gedankengut werden. Europa! Tschechien, Slowakei, Polen: Holt sie herein, die Benes-Dekrete verhandeln wir später - aber die Zeit drängt. Lasst sie endlich wahr werden, die "Völker unter einem Dach". Das Muster, wie man das macht, liegt seit 600 Jahren zur Besichtigung auf. In Geschichtsbüchern lesen, in der Nationalbibliothek suchen oder schlicht auf den Dr. Busek hören. Nicht nur bei verkalkten Waschmaschinen sind Fachleute unentbehrlich.

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