Der Skorpion, der in die Kälte kam

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Scorpio-45 wohnt in Schottland, in der Nähe von Glasgow. Laut seinem Dienstherrn, dem Verteidigungsminister des Vereinigten Königreiches, ist er bereit, nach einer Vorlaufzeit von zwölf Stunden, mit dem Flugzeug an jeden Punkt der Erde zu reisen. Seine Einsätze sind alles andere als geheim, oft werden sie von den Medien fast in Echtzeit der Welt berichtet.

Scorpio-45 ist ein Tauchroboter mit der Lizenz zum Retten von Leben, im Dienst der königlich britischen Marine. Der Apparat misst 2,75 mal 1,8 Meter und wiegt 1,4 Tonnen. Ausgestattet ist er mit drei Kameras mit Sonar und Radar sowie einem Tiefenmesssystem. Zur ersten Hilfe befinden sich Sauerstoffkerzen und Medikamente an Bord. Er kann mit einem Telefon ausgerüstet werden, um die Kontaktaufnahme mit in einem U-Boot eingeschlossenen Matrosen zu ermöglichen. Seine Schneidevorrichtungen nehmen es mit sieben Zentimeter starken Stahltrossen auf. Sechs Mann bedienen den Roboter, der an einem Kabel 925 Meter tief ins Meer gesenkt werden kann.

Auch die vier Klein-U-Boote vom Typ "Pris" sollen Matrosen aus gesunkenen U-Booten retten. Für die russischen Seestreitkräfte. Sie sind 13,5 Meter lang und 5,7 Meter hoch. Sie gelten als besonders sicher, weil sie mit ihrem Titanrumpf 120 Sunden lang bis zu 1000 Meter tief tauchen können. Je nach Quelle verfing sich das Boot as-28 dieses Typs zwischen 5. und 7. August in Kabeln eines Unterwasserabhörsystems oder einem alten Fischernetz. Sieben Mann waren in 190 Meter Tiefe in der Beresojawa-Bucht, etwa 70 Kilometer südöstlich von Petropawlowsk, auf der Halbinsel Kamtschatka eingeschlossen. Für die Mannschaft bedeutete das, möglichst bewegungslos (um Sauerstoff zu sparen) in ihrem winzigen Schiffchen bei Temperaturen unter zehn Grad im Dunkeln auszuharren.

Tagelange versuchte die russische Marine die as-28 zu bergen oder in seichteres Wasser zu schleppen, wo die Mannschaft von Tauchern befreit werden könnte. Gerüchten zufolge wurde das Unglück nur bekannt, weil die Frau eines der Seeleute einen russischen Radiosender anrief.

Buchstäblich in letzter Sekunde rangen sich die Verantwortlichen zu einem internationalen Hilferuf durch. Vergangenen Freitag flog ein 29-köpfiges Team der Royal Navy nach Petropawlowsk und begab sich sofort an die Unfallstelle. Nach dramatischen Stunden - der Tauchroboter musste nach anfänglich erfolgversprechender Operation repariert werden - glückte schlussendlich am Sonntag die Mission. Die Rettung erfolgte gerade noch rechtzeitig, bevor der letzte Sauerstoff aufgebraucht war, die Matrosen konnten ihr Schiff noch aus eigener Kraft verlassen.

Nun wollen die Russen zwei Modelle des britischen Tauchroboters kaufen... RD

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