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Ausstellung zum 75. Geburtstag von Oswald Oberhuber.

Alles da. Obwohl es das alles nach Oswald Oberhubers Einschätzung der Kunst generell und der eigenen insbesondere gar nicht mehr bräuchte oder geben dürfte. Aber festlegen wollte sich der Großmeister der Avantgarde im Österreich der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ohnedies nie. Sein Motto "Jede Lösung, jede fertige Auffassung ist nach Fertigstellung auf jeden Fall falsch und sofort wieder in anderer Weise zu lösen" führte ihn ständig weiter auf der Suche nach dieser anderen Weise einer künstlerischen Lösung, und wieder zu einer anderen Weise ...

Verweigerung eines "Stils"

Die unverwechselbare Handschrift, die ganze Heerscharen der zeitgenössischen Künstlerschaft manisch für sich zu erreichen versucht, war für Oswald Oberhuber gleichbedeutend mit künstlerischem Stillstand, mit Schablonenfabrikation. Seine künstlerische Handschrift ist die Verweigerung derselben. Die Ausstellung in der Sezession zu Oberhubers 75. Geburtstag trägt einige dieser Verweigerungen zusammen.

Die dort versammelten "Nebenprodukte", wie Oberhuber seine Arbeiten bezeichnet, zeigen diesen spezifischen Zugang zu einem Kunstwerk, der diesem keine heroische Rolle oder einen Kultstatus zusprechen möchte, wie dies die gesamte Moderne in neoromantischer Weise getan hat und auch noch tut. Und Oberhubers Erklärung folgt auf den Fuß: "Die Künstler haben keine Kunst mehr. Ich weiß nicht, wie sie dazu kommen sollen. Sie versuchen zu finden und suchen herum am falschen Ort - bei der Kunst. Nun kann ich aber nicht sagen, was Kunst sein soll. Ich stelle ein Radel Holz hin und betrachte und denke sehr tief: Radel Holz ist Radel Holz, ist das Ergebnis. Dann könnte ich es einheizen. Wo bleibt die Kunst? Kunst ist vielleicht, wenn das Radel Holz nicht eingeheizt wird. Alles, was man abstellt, auf die Seite schiebt, aufbewahrt, kann Kunst sein."

Künstlerischer Hochseilakt

Oberhuber kämpft mit dem klassischen Dilemma, unbedingt gewichtige Mitteilungen tätigen zu müssen, aber justament im Tun dieses Tun zu desavouieren. Sein Ausweg ist ein künstlerisches Universum, das jedes Zentrum vermeidet, in dem keine ausgefeilte Gesetzmäßigkeit einen Platz finden kann, in dem bloß die unterschiedlichsten Wechselwirkungen dafür sorgen, dass der Weg in die Banalität versperrt bleibt. Das Werk von Oberhuber steht vor uns wie ein künstlerischer Hochseilakt, pointierte Bemerkungen auf minimalster Standfläche, keine gesicherten und ausgewiesenen Bahnen - und Fangnetze gibt es in der Kunst sowieso nicht.

Oswald Oberhuber ist ein sehr vielfältiger Künstler, der in unterschiedlichsten Medien arbeitet. Der Ausstellung in der Sezession kommt das Verdienst zu, einige für große Museumsräume oder überhaupt für den öffentlichen Raum konzipierte Plastiken beziehungsweise Installationen, auf die man sonst kaum mehr treffen kann, wieder vorzustellen. Aus fragilen und wilden Materialien entwickelt Oberhuber hier seine Raumzeichnungen.

Installation und Installateur

Als besonderes Beispiel sei die "Röhrenskulptur" erwähnt, die 1973 wieder an eine Installationsfirma zum Materialpreis verkauft wurde, weil es noch unvorstellbar war, dass als Massenware produzierte Rohre unter den Händen von Leuten wie Oberhuber zu einem Kunstwerk werden könnten.

Die präsentierten Zeichnungen weisen Oberhuber in ihrer Beschränkung auf die Konturen als einen Denker in Umrissen aus und illustrieren damit die direkte Verbindung zu seinen Plastiken. An seinen Plakaten zu Ausstellungen, Sportereignissen und Wahlkämpfen erkennt man den öffentlichen Menschen Oberhuber, der nicht zuletzt während seiner zwölf Jahre als Rektor der Hochschule für Angewandte Kunst dutzende Talente gefördert hat.

Oswald Oberhuber

Der ewige Prozess der Geburt.

Secession, Friedrichstr.12, 1010 Wien

www.secession.at

Bis 19.2. Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr

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