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Informations- und Denkanstöße

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Wiens prominenteste Avantgardegalerie „nächst St. Stephan“, deren Zukunft durch den Tod ihres Gründers, und für 19 Jahre lang — Leiters, Monsignore Otto Mauer, eher ungewiß war, ist in ihrem Weiterbestand gesichert. Der bereits im März 1973 gegründete Galerieverein garantiert nun die finanzielle und räumliche Existenz; Oswald Oberhuber, seit acht Jahren Mauers Berater, wurde zum künstlerischen Leiter bestellt.

„Eine Verbreitung des Felds .Ausstellung', mehr Information über neue internationale Tendenzen, mehr Denkanstöße und ein grundsätzliches Abrücken von Ausstellungstypus, der bloß Sammelobjekte vermittelt“, kündigt Oberhuber für die Zukunft an. „Ausländische Kunst abzusetzen, ist in Wien ungeheuer schwierig, Private und Museen versagen als Käufer völlig, alles kocht in der eigenen Suppe. Im Ministerium interessiert man sich überhaupt nicht, was im Ausland passiert. Wenn es hier wenigstens mehr Galerien von internationaler Qualität gäbe ... Aber die Tradition des Sammeins nach internationalen Maßstäben scheint hier, bis auf wenige Ausnahmen, völlig abgerissen ...“ Und Oberhuber zieht die Konsequenz: „Wenden wenigstens wir uns,Ideenausstellungen', der Information zu. Die reine Vermittlungsfunktion der Galerie macht mich längst skeptisch!“

Oberhubers Plan für 1974 versucht, bereits manche der Vorstellungen konkreter werden zu lassen: Ausstellungen von Diaz, Gerz, „Künstler als Photographien“ (von Moholy-Nagy bis Rainer und Rincke), die Retrospektiven Vordem berge-Güdenwart und Herbert

Bayer; eine Ausstellung „Offenes Bild“, und zwar Arbeiten von Terzic und Oberhuber, Werke, die spontan, unter Verzicht auf Formkonzepte entstanden sind; außerdem ein Projekt „Kunsterfindung“, gewidmet den „Durchbruchsmomenten“ in der Moderne, eine Art Dokumentation der jeweils „ersten Versuche“ in bestimmten Stilbereichen.

Allerdings weiß Oberhuber, daß die kommerzielle Seite der Galerie bei all diesen Versuchen nicht zu kurz kommen darf.

Eher skeptisch ist Oberhuber allerdings, wenn man ihn über die Zukunft der Galerie im Zusammenhang mit Neuentdeckungen unter den Jungen fragt: „Die internationale Stagnation wirkt in Österreich stärker als anderswo. Dennoch muß man die Ruhe nach der künstlerischen Genieexplosion der fünfziger und sechziger Jahre nützen, zum Beispiel zur Sensibilisierung des Publikums!“

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