Oswald Oberhuber - © Foto: APA / Roland Schlager

Oswald Oberhuber: Wandlung als grundlegendes Motto

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Der Maler und Bildhauer Oswald Oberhuber (geb. am 1. Februar 1931 in Meran) starb am 17. Jänner 2020 in Wien.

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Der Maler und Bildhauer Oswald Oberhuber (geb. am 1. Februar 1931 in Meran) starb am 17. Jänner 2020 in Wien.

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Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht? Diese Frage stellte sich Oswald Oberhuber selbst in einer seiner Arbeiten. Denn dort stand der Satz zu lesen: „Oberhuber gibt es nicht.“ Dass dieses „nicht“ hier durchgestrichen ist, verdankt sich keinem Fehler, sondern war als kleines logisches Dilemma von Oberhuber intendiert: Er behauptet damit zwar, dass es ihn nicht gebe, gleichzeitig nimmt er diese Feststellung aber wieder zurück. Diese Arbeit ist durchaus als Programm für sein künstlerisches Schaffen anzusehen. Ein bestimmtes Markenzeichen oder eine spezifische Handschrift, die jedes seiner Werke sofort ihm zuordenbar machen würde, lehnte er kategorisch ab. Dies hätte für ihn ein Abgleiten in Routine bedeutet, stattdessen wollte er die permanente Veränderung zur Meisterschaft entwickeln.

Oswald Oberhuber wurde 1931 in Meran geboren und verstarb kurz vor seinem 89. Geburtstag in Wien. Mit neun Jahren übersiedelte seine Familie nach Innsbruck, wo er an der Bundesgewerbeschule Bildhauerei lernte. Anschließend führten ihn Studien nach Wien, zu Fritz ­Wotruba, und nach Stuttgart, zu Willi Baumeister. Neben seiner Arbeit als Universalkünstler war er auch als Vermittler tätig. Ab 1964 wirkte er in Otto Mauers „Galerie nächst St. Stephan“ mit, von 1973 bis 1978 leitete er diese. Er nahm zwei Mal an der „documenta“ in Kassel teil und vertrat 1972 Österreich gemeinsam mit Hans Hollein auf der Biennale in Venedig. Von 1973 bis zur Emeritierung 1989 wirkte er als Professor an der damaligen Hochschule, der heutigen Universität für Angewandte Kunst in Wien, zwölf Jahre lang war er dort als Rektor tätig. Zahlreiche Preise runden diesen vielgestaltigen Lebenslauf ab.

Die Vielfalt der Tätigkeiten korrespondiert mit jener seiner Kunst. Früh begeisterte er sich für das Informel, eine Kunst, die ohne konzeptionelle Regeln und Materialbeschränkungen auf möglichst umfassende Ausdrucksmöglichkeiten setzt. So gesehen kristallisiert sich die Wandlung als sein grundlegendes Motto, sowohl für das Leben als auch für die Kunst heraus. Aber nicht die Wandlung von irgend­etwas, bei dem dann die Identifizierung desselben im Mittelpunkt stünde, sondern die Wandlung für sich genommen.

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