Weil alles immer so schnell fad wird

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Oswald Oberhuber war zarte 27, als er per Manifest die "permanente Veränderung“ zu seinem Lebensprinzip ausgerufen hat. Als Mensch wie als Künstler, der sich keinerlei Konvention, keinem Stil, keiner Technik, keinem Genre unterordnen wollte, um immer offen zu sein für Neues, Experimentelles, Stimmungen aller Art. 53 ereignisreiche Jahre sind seither vergangen, in denen der am 1. Februar 1931 in Meran geborene, in Innsbruck aufgewachsene Oberhuber viel erreicht hat. Nach Studien der Bildhauerei bei Fritz Wotruba an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bzw. bei Willi Baumeister in Stuttgart wurde er 42-jährig selbst zum Professor an die Wiener Angewandte berufen, der er von 1979 bis 1987 und von 1991 bis 1995 als Rektor vorstand.

In dieser Funktion hat Oberhuber die Hochschule gründlich entstaubt, zeitlich befristete Professuren wurden eingeführt - deren Sinnhaftigkeit durch die Divenhaftigkeit so mancher Geholten inzwischen von vielen wieder angezweifelt wird -, die Studienrichtung visuelle Mediengestaltung wurde installiert, ein Hochschularchiv aufgebaut. Dass Oberhuber durch seine Offenheit neuen Ideen gegenüber ein exzellenter Lehrer war, bestätigen seine unzähligen Schülerinnen und Schüler, lag ihm doch nichts ferner, als aus ihnen kleine Oberhuberleins zu machen. Ein Wermutstropfen in Oberhubers akademischer Karriere ist allerdings seine im Jahr 2000 erfolgte Verurteilung wegen widmungswidriger Verwendung universitärer Stipendiengelder, ein Vorwurf, der zwei Jahre davor für seinen unrühmlichen Abgang von der Akademie gesorgt hatte. Noch schmerzlicher für ihn war allerdings die Anklage, Arbeiten seines Freundes Joseph Beuys gefälscht zu haben. Ein Vorwurf, der bis heute nicht gänzlich geklärt werden konnte.

Oswald Oberhuber hat zeitlebens polarisiert, als Künstler, Galerist, Ausstellungsmacher, Sammler, Agitator und Kunsttheoretiker. Ist für ihn das Leben doch nichts anderes als ein spannendes Spiel, die Niederlage inbegriffen. Und so nahm es der Erfinder der "Informellen Plastik“ auch sportlich, als 1972 seine für die Innsbrucker Chirurgie geschaffene "Röhren-Plastik“ schon sehr bald als "Gerümpel“ demontiert wurde und für Jahrzehnte im musealen Depot verschwand.

Als Künstler ist Oberhuber ein lustvoller Spieler mit sämtlichen Techniken und Genres. Und da ihm laut eigener Aussage alles immer so schnell fad wird, erfindet er ständig Neues. Abstraktes ist ihm dabei genauso recht wie Gegenständliches, als Zeichner ist er gleich souverän wie als Bastler informeller Plastiken, als Maler opulenter Bilder genauso wie als Zelebrator monochromer Noblesse. Ist für Oberhuber die Kunst doch "ein bunter Haufen von Möglichkeiten geistiger Auseinandersetzung, Utopie und Illusion, Verkleidung und Unterhaltung“. Immer mit dem Ziel, die Skulptur vom Sockel zu holen, das Bild zu entrahmen.

Um sich andererseits in Personalen gern feiern zu lassen, 2009 etwa ganz groß im Wiener Belvedere, und zum 80er nun in der Salzburger Galerie Altnöder. Und nicht zu vergessen 1972, als Oberhuber Österreich bei der venezianischen Biennale vertreten durfte und 1977 bzw. 1982, als er bei der documenta 6 und 7 mit dabei war. Der in Wien lebende Tiroler ist aber auch ein höchst großzügiger Mensch. Das Tiroler Ferdinandeum verdankt Oberhubers Vermittlung einige seiner besten Stücke, und 2009 hat er dem Wiener MAK ein Konvolut von 101 seiner Zeichnungen geschenkt.

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