Die private Seite des Gold-Gustavs

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Mit "Klimt persönlich“ will das Leopold Museum die private Seite des berühmten, scheuen Künstlers zeigen und einige Klischees, wie jenes, dass er kein Mann der Worte war, widerlegen. 400 Postkarten führen durch diese sehr spezifische Ausstellung.

Schau diesen Kuss lange an …“ Selten ist Gustav Klimt in seinen Karten an seinen Lebensmenschen Emilie Flöge so romantisch, auch lapidare Korrespondenzen finden sich unter jenen, die als roter Faden durch die Ausstellung "Klimt persönlich“ dienen. Die Schau im gesamten dritten Stock des Leopold Museums hat sich den Anspruch gestellt, die private Seite Klimts zu thematisieren, die, wie der kuratierende Direktor Tobias Natter ausführt, in bisherigen Ausstellungen "eher blass blieb“. Nun solle die "Schnittstelle zwischen Person und Werk“ beleuchtet und "Klimt selbst konsequent das Wort überlassen“ werden.

"… alle Bilder sind mir zuwider“

Zehn Sonderausstellungen bieten die Wiener Museen im Jubiläumsjahr anlässlich des 150. Geburtstags des wohl berühmtesten österreichischen Malers an, jedes Haus hat sich demnach seine Nische gesucht. Das Leopold Museum zeigt persönliche Gegenstände, Fotografien, den Partezettel und thematisiert den Skandal um die im Zweiten Weltkrieg verbrannten Fakultätsbilder, die hier in einer Reproduktion und samt Hermann Bahrs Streitschrift "Gegen Klimt“ gezeigt werden, aber das ist nicht das Hauptaugenmerk. Durch Klimts eigene Worte - ja, entgegen landläufigen Annahmen gibt es solche - sollen seine Werke besser verstanden und neu interpretiert werden. Gemälde wie "Tod und Leben“ oder "Schönbrunner Landschaft“, die hier besonders großzügig präsentiert sind, werden Zitaten gegenübergestellt. Und eben auch 400 Postkarten, in denen Klimt seiner "Midi“, der Modeschöpferin Emilie Flöge, die ihm über Jahrzehnte besonders nahe stand, über Reisen schrieb, über gemeinsame Theaterbesuche, über seinen Französischunterricht (oder vielmehr darüber, dass wieder einmal abgesagt werden sollte, was zu geringem Fremdsprachenkenntnissen und infolge zu Unbehagen auf Reisen führte). Und neben zahlreichen (scheinbar) lapidaren Äußerungen findet der Kenner "Kunsteindrücke sehr stark“ auf Postkarten von einer Italien-Reise. Oder "Das Haus Stoclet ist wirklich sehr, sehr schön.“ Oder "Muss fertig werden mit zwei Bildern - der Arbeitstrieb ist klein - alle Bilder sind mir zuwider!“ Sätze, die tief blicken lassen.

"Die Ausstellung widerlegt das sich hartnäckig haltende Vorurteil, dass Klimt über seine Person nichts Wesentliches zu sagen hatte“, so Natter. "Generationen von Klimt-Bewunderern gaben sich mit der Unterstellung zufrieden, Klimt habe kaum Wissenswert-Schriftliches hinterlassen“ - und als Konsequenz nie ein Selbstporträt gemalt. Die umfangreiche Korrespondenz widerlege jedoch ersteres.

Einblicke in Klimts persönliches Umfeld werden auch durch eine Reproduktion seines Josefstädter Ateliers und durch zahlreiche Fotografien geboten. Verspielt wirkt er, wenn er mit Flöge am Attersee Reformkleider präsentiert oder mit ihrer Nichte auf dem Bootssteg ein Nickerchen macht. Seriös in den Porträts. Wenn er sich schon nicht selbst malte, so wusste er sich doch für die Fotos in Szene zu setzen. Bestimmt sagen aber gerade diese Fotografien einiges über ihn aus.

Lebensmensch Emilie Flöge

Auch die Interpretation jener Werke, die seine Kinder zeigen, könnte fruchtbar sein. Zahlreich waren die Frauen, die Klimt umgaben, wenn auch die Ausstellung mit Mythen um eine große Kinderschar aufräumen will - sechs Kinder "anerkennt“ Kurator Natter. Doch die wahre Frau in seinem Leben, das war die Flöge - nach ihr verlangte er noch nach seinem Schlaganfall am Sterbebett. Die Ausstellung im Leopold Museum ist trotz aller Seitenkapitel vor allem eine Dokumentation dieser wichtigen Künstlerbeziehung.

Klimt persönlich

Leopold Museum

MuseumsQuartier, 1070 Wien

bis 27. Aug., tägl. außer Di 10-18, Do bis 21 Uhr

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