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EU-Europa war ursprünglich eine Kopfgeburt politischer Eliten. Die Motive bei den damals führenden deutschen und französischen Köpfen oder den "Beneluxvertretern" mögen unterschiedlich gewesen sein. Vielfach waren es nationale wirtschaftliche Interessen - "Kohle" im Wortsinn bei den einen, Zähmung von Nationalismus bei anderen.

Rudolf Burger, der sich mit Europa gründlich und unpolemisch befasst hat, schrieb 2003: "Die wirtschaftliche Vereinigung, ausgegeben als ein Mittel politischer Ziele, war das Ziel der Politik und diese deren Mittel. Die deklarierte politische Ethik hat erfolgreich einen ökonomischen Imperativ camoufliert." Diese Ausrichtung auf wirtschaftliche Verflechtung war gut. Wirtschaft bedingt Kooperation. Hätte man mit der Kultur begonnen, würden wir noch primär Identitätsdiskussionen führen.

Es war nicht die vox populi, die Europa, wie wir es heute kennen, kreiert hat. Hätte man darauf gewartet, um die Integration voranzutreiben, wäre das einem Warten auf Godot gleichgekommen. Ein europäisches Volk, das sich als ein solches empfunden hat, existierte weder damals noch heute.

Für die Konzeption eines "unbestellten" Hauses braucht man Architekten, Baumeister, Handwerker, Mörtelträger, und schließlich muss man das Modell den Bewohnern schmackhaft machen. Dazu bedarf es Menschen, die mitarbeiten und das Konzept verstehen. Kenner, Menschen mit Erfahrung - mit Rat und Parlamentstat. Es ist erfreulich, dass sich für die Europawahl ein ehemaliger Innenminister zur Verfügung stellt. Ein "zoon politicon" nimmt zu Lebzeiten niemals endgültig Abschied von der Politik.

Dieses Europa hat viele Krisen -auch selbstverschuldete- überwunden. Es bezieht seine Legitimation aus seiner aktiven Rolle; es hat sich eine Art "europäisches Modell" entwickelt. Jene, die EU-Europa verstehen und daran weiterbauen, sind die Geeignetsten, um auch in schweren Zeiten in EU-Europa mitzubestimmen.

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