Frau Herkules kehrt heim

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Der Schwere ihrer Aufgabe war sich Ulrike Greiner bewusst: „Das wird sicher ein Balanceakt“, sagte die habilitierte Religionspädagogin Anfang Oktober 2006 im FURCHE-Gespräch. „Aber meine Kolleginnen und Kollegen an den verschiedenen Standorten wissen, dass ich hart arbeite und dass ich mich freue, diesen Weg gemeinsam mit ihnen zu gehen.“ Knapp vier Jahre lang besetzte Ulrike Greiner einen Posten, der von ihr schier übermenschliche Kräfte erforderte. Als Gründungsrektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems musste sie die Interessen und Bedürfnisse von fünf christlichen Kirchen (katholisch, altkatholisch, evangelisch, griechisch-orthodox und altorientalisch), von zwei katholischen Diözesen (Wien und St. Pölten) und immerhin acht Institutionen (darunter die Pädagogischen und Religionspädagogischen Akademien der Diözesen Wien und St. Pölten sowie die Religionspädagogische Akademie der Evangelischen Kirche in Österreich) unter einen Hut bringen. Eine „Herkulesaufgabe“, wie Beobachter wissen. Ab 15. April nimmt die 48-jährige, gebürtige Linzerin nun Abschied von diesem in Europa einzigartigen, ökumenischen Mammutprojekt und kehrt als Leiterin der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich – einer Einrichtung des Bundes – in ihre Heimat zurück.

„Gewisser Abschiedsschmerz“

Bereits seit 1992 war die langjährige Lehrerin und zweifach promovierte Wissenschafterin (Germanistik an der Universität Salzburg sowie Religionspädagogik an der Universität Innsbruck) an der Linzer Institution tätig gewesen – u. a. als Gesamtkoordinatorin des „Zentrums für Forschung und Entwicklung“. Für die nunmehrige Rückkehr zu ihren beruflichen Wurzeln seien familiäre Gründe ausschlaggebend gewesen, erzählt Greiner gegenüber der FURCHE. Eine schwerwiegende Erkrankung in der Familie habe sie dazu bewogen, sich „nach sehr langen Überlegungen“ und „mit einem gewissen Abschiedsschmerz“ für die Stelle in Linz zu bewerben. Auch die Aussicht, mehr Zeit mit ihrem elfjährigen Sohn verbringen zu können, hätte sie motiviert. Gründe, die direkt mit der KPH zusammenhängen, gebe es keine, betont sie, „wenngleich die Komplexität dieser Hochschule und die Herausforderungen sehr, sehr groß sind und es mittel- bis langfristig sicher vernünftig ist, dass sie jemand weiterführt, der die lokalpolitischen Gegebenheiten noch besser kennt.“

In Linz hofft Ulrike Greiner, die auch Mitglied der ministeriellen Expertengruppe „LehrerInnenausbildung neu“ ist, „etwas weniger verwalten“ und stattdessen vermehrt „inhaltlich und experimentell“ arbeiten zu können. Ein Ziel sei der Aufbau eines Lernateliers. Zugleich will sie der KPH durch Kooperationen verbunden bleiben.

In Wien jedenfalls wird sie bitter fehlen. „Es war fulminant, was Ulrike Greiner als Vielfaltsmanagerin auf die Beine gestellt hat“, streut ihr der lutherische Bischof Michael Bünker Rosen und hebt vor allem das „Kompetenzzentrum Schulentwicklung“ hervor. Auch Michael Jäggle, Religionspädagoge und Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien, hat die Fachkollegin als „klar, direkt, energisch und entscheidungsfreudig“ schätzen gelernt. Nun dürfe man nicht den Fehler machen, an der Spitze der KPH eine Greiner-Kopie zu suchen: „Denn diese Kompetenz, diesen visionären Blick und dieses Verhandlungsgeschick bekommt man nicht so schnell wieder.“

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