Goethes "Suleika" stammte aus Linz

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Das Linzer Stifterhaus erinnert mit einer Ausstellung zum Goethe-Jahr an die Dichterin Marianne von Willemer.

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Das Linzer Stifterhaus erinnert mit einer Ausstellung zum Goethe-Jahr an die Dichterin Marianne von Willemer.

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Im Stifterhaus findet seit 29. Oktober eine Ausstellung statt, die sowohl engen Bezug zu Linz als auch zur Weltliteratur hat: Anläßlich des Goethe-Jahres 1999 wird im Stifter-Institut als einziger Institution in Österreich eine von der "Weimarer Klassik" (Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar) konzipierte Ausstellung präsentiert, in deren Mittelpunkt Goethes "West-Östlicher Diwan" steht.

Bei diesem Werk denkt man spontan an Marianne von Willemer ("Suleika"), die zu Goethes Werk eine Anzahl von Gedichten beigetragen hat. Die Dichterin von Versen wie "Hochbeglückt in deiner Liebe" ist vermutlich am 20. November 1784 in Urfahr, woher ihre Mutter stammte, geborenworden.

Marianne von Willemer verfügt über eine abenteuerliche Biographie. Da sie als lediges Kind - als Vater gilt der Tanzmeister Johann Baptist von Gangeet - geboren worden war, floh die aus bürgerlichem Milieu kommende Mutter mit dem Kind nach Wien, wo sie sich als Schauspielerin ausbilden ließ und den Leiter einer solchen Gruppe, Joseph Georg Jung, heiratete. Nach dem unbekannten Ende dieser Ehe zogen Mutter und Tochter nach Frankfurt.

Dort galt die heranwachsende Marianne als "Demoiselle Jung". Das später am Frankfurter Nationaltheater als Tänzerin und Sängerin gefeierte Mädchen wurde von dem Geheimrat und Bankier Johann Jakob von Willemer als Pflegetochter in dessen Haus aufgenommen und später geheiratet. Linz besuchte sie noch zweimal.

1814/15 lernte Goethe die junge Frau kennen und lieben. Im Jahre 1815 weilte Goethe über einen Monat als Gast im Hause Willemer. In dieser Zeit entstand das intensive poetische Rollenspiel des Buches "Suleika" zwischen "Hatem" und "Suleika", aber nur den Liebenden verständlich. Inzwischen wurde es zur Weltliteratur.

Als Goethe im September 1815 Frankfurt in Richtung Weimar verließ, verband ein eifriger Briefwechsel die beiden, der bis kurz vor Goethes Tod anhielt. Er sandte ihr noch ihre Briefe zurück. Marianne von Willemer starb 1860. Erst 1869 wurde ihre Mitwirkung am "West-Östlichen Diwan" durch Hermann Grimm der Öffentlichkeit bekanntgemacht.

Die Ausstellung zeichnet die Textgenese dieser Dichtung sowie anderer Schriften Goethes mit orientalischen Bezügen nach. Quellen, wie etwa die Hafis-Übersetzung von Hammer-Purgstall sowie Reiseberichte des Marco Polo werden einsichtig, ebenso wie Goethe-Handschriften und bibliophile Ausgaben aus dem Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv, illuminierte orientalische Handschriften und spezielle Willemer-Exponate aus dem Goethe-Museum in Frankfurt.

Marianne von Willemer. Stifter-Haus, Adalbert-Stifter-Platz 1, 4010 Linz, Information: (0732) 7720-0. Bis 2. Dezember 1999 Rahmenprogramm zur Ausstellung: Lesung: 30. November 1999, 19.30 Uhr, Galerie im Stifter-Haus: Lesung des libanesischen Dichters und Goethe-Übersetzers Prof. Dr. Fuad Rifka.

Finissage: 1. Dezember 1999, 19.30 Uhr, Galerie im Stifter-Haus: Die Linzer Schauspielerin Sylvia von Rehberg liest aus: Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen: Christiane Vulpius (von Christine Bruckner)

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