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Sommerzeit, Festspielzeit: Allerorten wird musiziert und Theater gespielt, haben größere und kleinere Ausstellungen ihre Pforten geöffnet. Kunst- und Kulturbeflissene und solche, die sich dafür halten oder zumindest dafür gehalten werden wollen, strömen an die unterschiedlichsten Orte, die vielfach nur in dieser Jahreszeit als Musentempel dienen.

Hoch im Kurs stehen Bauwerke mit gewisser Patina - Burgen und Schlösser, Klöster und Kirchen, Prachtgärten und ehrwürdige Plätze, Bauwerke der ausklingenden Monarchie. Bei der Nutzung dieser Objekte spielt natürlich der Genius loci (etwa in Salzburg Mozart oder im alten Südbahnhotel am Semmering Fin de Siècle) eine große Rolle, aber auch das Ringen um Identität.

Große Festspiele wie Salzburg können und sollen ein breites Programm anbieten, kleinere sind besser beraten, wenn sie Schwerpunkte setzen, die ihren räumlichen Möglichkeiten entsprechen. Widmen sich freilich Festspiele - oft aus guten Gründen - ausschließlich bestimmten Autoren oder Komponisten, konzentrieren sie sich damit auch nur auf eine Zielgruppe. Das ist auf Dauer schwer durchzuhalten, wie einst die Konflikte um die Schubertiade in Vorarlberg oder um Forchtenstein, wo man nur Grillparzer spielen wollte, gezeigt haben.

Schwechat und Maria Enzersdorf lassen z.B. Nestroy regieren und haben es mit dessen reichhaltigem Werk sicher leichter als das Ferdinand Raimund pflegende Gutenstein. Von dessen acht Dramen werden drei ohnehin häufig an großen Bühnen inszeniert, die anderen sind weniger attraktiv.

Schaffen klare Rahmenbedingungen einerseits Identität und ein unverwechselbares Profil, so produzieren sie auf der anderen Seite Enge. Das gilt in der Kunst wie in Politik oder Religion. Jede Partei, jede Kirche, jede größere Organisation muss die Treue zu ihren Richtlinien und eine gewisse Offenheit für Anderes und Neues unter einen Hut bringen. Sonst läuft sie Gefahr, eines Tages im eigenen Saft zu verschmoren.

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