In kurzer Form

Ein Stück schöner Prosa einbegleitet und geleitet dieses Dürer-Bändchen: Wölfflins, man darf wohl sagen berühmtes Dürer-Bild, das an Gültigkeit nichts eingebüßt hat. Da ist — wie sollte es anders sein? — das meiste bekannt (der Haise, der Hirschkäfer, das große Rasenstück, die Selbstbildnisse usw.), aber die „zwei jugendlichen Reiter“ muß man nicht unbedingt gekannt haben. Auch haben einige Ausschnitte aus Gemälden ein überraschend neues Gesicht bekommen. Eine sehr gute Idee: die Neugestaltung der Bunten Bruck- mann-Bücher.

„CARL SPITZWEG.“ Text von Siegfried Wichmann. Buntes Bruckmann-Buch. Bruekmann-Verlag, München. 32 Seiten Text. 32 Abbildungen, davon 24 farbig. DM 6.80.

1808, das Geburtsjahr Spitzwegs, gab Anlaß für die Wiener Ausstellung seiner Werke in diesem Frühjahr. Man sah den „Bücherwurm“ sozusagen leibhaftig, denn wahrlich lebt das Bild, und noch so viele Ismen werden es nicht umbringen. Man darf also das zweite Bruckmann-Buch, das Bunte, ruhig kaufen, ohne fürchten zu müssen, durch sein Interesse für diese liebenswürdige Kunst in den Ruf der Rückständigkeit zu geraten. Spitzweg ist immer noch was er war: Künstler und damit „ein Außenseiter seiner Zeit“, wie Wichmann es ausdrückt, der die prachtvollen Buntdrucke der Gemälde und die Graphiken durch seinen geistvollen Essay über den Künstler ergänzt.

DIE GEBURT DER PHILOSOPHIE. Von Ger- hard Nebel. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart, 1967. 327 Seiten.

Diese Exegese früher griechischer Philosophie von Thales bis Demokrit ist eine Erhellung der geistigen Vergangenheit und Gegenwart zugleich. Die einstigen Welterklärungeh der großen Denker, die unserem im Realen so weit fortgeschrittenen Zeitalter nur noch von der krassen Unwissenheit jener Epochen zu erzählen scheinen, bekommen in dieser geistreichen Darstellung wieder ihre wahren Dimensionen von Weisheit und Tiefe zurück. Eine gewaltige Leistung, die hier ein überlegener, wahrhaft gebildeter Zeitgenosse vollbrachte.