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VIETKONG. Organisation und Technik des revolutionären Befreiungskampfes. Von Douglas Pik e. R.-Oldenburg-Verlag, Wien und München. 273 Seiten.

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VIETKONG. Organisation und Technik des revolutionären Befreiungskampfes. Von Douglas Pik e. R.-Oldenburg-Verlag, Wien und München. 273 Seiten.

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Wieder einmal erreicht uns ein Standardwerk, das in einer politischen Bibliothek nacht fehlen sollte, um zwei Jahre zu spät. Denn 1966 erschien dieses Buch bereits in dien USA, wurde zu einem Nacbscblags- verzeiebnis über alles, was im vietnamesischen Dschungel dem Abendländer unverständlich ist, vermittelt aber nur unzureichend das aktuelle politische Ereignis. Denn seit damals hat der Krieg erst das Stadium angenommen, das als Entscheidungsgrundlage für die Zukunft ganz Indochinas angesehen werden kann. Und so schreibt dar amerikanische Verfasser etwa, daß dem Vietkong der Atem ausgehe — etwas, das sich auch nicht annähernd bestätigen läßt.

Doch darin bleibt das Werk ungeschmälert: daß es nicht nur eine ungemein verständliche geschichtliche Darstellung der Befreiungsbewegung vom nationalistischen Vletminh zum kommunistisch gelenkten, bezahlten und organisierten NLF ist, sondern die Vielfalt der Bewegung, des Jugend-, Fraiuen- und Bauernlbefireiungsverbandes, der Kommandostruktur, des Konzepts für das „befreite“ Gebiet zeichnet und für Auslandspropaganda, für die Kaderorganisation und vor allem für die politischen Bindfäden der Guerilla im Dschungel zu den Zentralen im Süden, aber vor allem im Norden Vietnams Schemata vorlegt.

Ein Buch, das nichts über die Zukunft aussagt, aber die Gegenwart und unmittelbare Vergangenheit minutiös erhellt.

AGGRESSION UND FRIEDENSFÄHIGKEIT in Deutschland. Von Hans Joch Gamm, Paul-List-Verlag, München. 184 Seiten, DM 10.80.

Noch selten habe ich einen so irre- führenden Titel vorgefunden. In dem vorliegenden Buch geht es nicht, zumindest nicht in vier Fünftel, um die Problematik, die dem Titel entspringt. Vielmehr um eine verständliche Darstellung der Verhaltensforschung als Wissenschaft, ihre Probleme und Ergebnisse. Es werden Beispiele aus dem Tierreich, aus der kindlichen und jugendlichen Psyche erläutert. Mit Deutschland hat das ganze nur insofern zu tun, als es eben in Deutschland und in deutscher Sprache geschrieben ist. Ein Buch über Aggression in Frankreich oder in China könnte eigentlich nicht anders abgefaßt sein. Notabene, wo die Studentenunruhen in der Bundesrepublik, mit denen sich der Verfasser auf sieben Seiten befaßt, schon zu einem internationalen Phänomen geworden sind. H. M.

ZWEI BRIEFS AN POSPISCHIEL. Roman von Max v. Grün. Luchterhand-Verlag, Neuwied und Berlin. 808 Seiten.

Ein Facharbeiter wird zwischen dem knochenharten deutschen Betriebsklima und dem unterschwelligen Fortleben des Nazismus klein, ganz klein gemahlen; „das also war unsere Freiheit, ist sie, war sie immer“. Ein düsteres Deutschlandbild. Modell: Fallada.

DER PRÄSIDENT. Roman von Fletcher Knebel. Aus dem Englischen von Alfred Starkmann. Paul-Zsolnay-Verlag Wien- Hamburg. 360 Selten. DM 12.80.

Ein politischer Thriller, ein Bestseller, zugeschnitten aufs amerikanische Präsidentenjahr. Wie weit dieser Dschungel von Macht, Intrige und Wahnsinn Wirklichkeit ist, können wir hier schwer beurteilen. Weh uns, wenn

DAMALS IM SOMMER. Erzählungen von Frank Sargeso n. Aus dem Englischen von Hermunn und Margot Stiehl. Biederstein, München. 288 Seiten. DM 19.80.

Ein neuseeländischer Gogol! Was wissen wir von diesem Land und seinen Leuten, seinen kleinen Farmern? Hier sieht sie einer mit poetischer Lupe, sich ihrer Erbärmlichkeit erbarmend. So etwas gibt es!

FURCHT UND HOFFNUNG. Roman von Alfonso Martlnez-Garrldo. Aus dem

Spanischen von Wilhelm Muster. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart. 220 Seiten. DM 19.80.

Ein Roman in zwölf Soldatenporträts. Geschichte eines Himmelfahrtskommandos, das im Häuserkampf unterminiert wird und fast zur Gänze in die Luft fliegt. Ob man in solcher Lage in der Lage ist, so viel und gescheit über Krieg und Frieden zu reden? Und in so brillantem Stil?!

R.H.

ALBRECHT DÜRER, Text von Heinrich Wölfflin, 64 S., CARL SPITZWEG, Text von Siegfried Wichmann, 64 S. GÄRTEN, Text von Eugen Skasa-Weiß, 64 S., Verlag F. Bruckmann, München, in der Reihe „Buntes Bruckmann-Buch“.

Die bunten Bruckmann-Bücher wurden vor mehr als zwanzig Jahren konzipiert, zu einer Zeit, als die ausstattungsmäßigen Ansprüche von heute nicht zu erreichen waren. Der Verlag plant eine Neuherausgabe der ganzen Reihe und hat bereits ihren seinerzeitigen Erstling „Albrecht Dürer“ mit der Einleitung von Heinrich Wölfflin vorgelegt. Den starken inneren Bedarf an Eindrücken und Erlebnissen aus fremden Ländern hat Carl Spitzweg mit Dürer gemeinsam; dem gelernten Apotheker wurde unter der Devise „Ein Außenseiter seiner Zeit“ der zweite Band gewidmet. In „Gärten“ wirft Eugen Skasa-Weiß Somerset Maugham Gartensnobismus vor, weil er einen kleinen, ausschließlich weißen Blumensorten gewidmeten Garten anlegen ließ. Ist das so schlimm? Die Engländer sind in dieser Hinsicht viel experimentierfreudiger als die Mitteleuropäer. Dem Verfasser aber sei für die köstliche Schüttelballade von Joachim Müller-Gräfe besonderen Dank ausgesprochen.

GAUKLER, KINDER, KLUGE KOPFE. Von Ruth D 1 r x. Das Spiel einst und jetzt. Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster GmbH. Hannover. 290 S.

Vielleicht macht die Menschheit, trotz allem, doch Fortschritte. Im allgemeinen wird die Verspottung von Schwächeren nicht mehr gedul det: unvorstellbar, daß sich etwa „normale“ Menschen über die Anstrengungen körperbehinderter Kinder belustigen könnten. In dieser Geschichte des Spiels seit dem klassischen Altertum zeigt die Verfasserin das Grausamste im Spiel, aber auch die geradezu spielerische Grausamkeit mit der, in Zeiten bedingungslosen Spielfeindlichkeit, auch der an sich harmloseste Zeitvertreib unterbunden wurde. Sie weist auf die kultischen Ursprünge vieler Kinderspiele hin, die die Jahrtausende überdauert haben, erzählt vom Wettkampf, Wettstreit, Wettspiel und vom närrischen Treiben. Das „Spielfeld“ ist so groß, daß Frau Dirx nur jeweils einen kurzen Überblick geben kann. Wer einen bestimmten Aspekt verfolgen möchte, wird ln der 156 Werke umfassenden Bibliographie Anregung finden; die sich allerdings weitgehend auf deutsche Quellen beschränkt. S. M.

FREMDE VÄTER. Von Herbert Gold. Ein Roman In Form einer Denkschrift. Henry- Goverts-Vcrlag, Stuttgart. 27 Seiten.

Das Duell eines emigrierten Selfmademans mit brutaler Realität, Generationsproblem und Antisemitismus wird in harten ironischen Worten skizziert, die durch eine fehlerhaft vulgäre Übersetzung gelitten haben — im Zweifelsfall möchte ich den amerikanischen, preisgekrönten Autor freisprechen. „Ein Franzose kann sich alles erlauben, solange er‘s richtig ausspricht!“. Ein Deutscher oder Amerikaner eben nichts!

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