Furche Cover 22 1959 - © Foto: Furche

Das Testament von Friedrich Funder

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Der Gründer der FURCHE, Friedrich Funder, über seine Vision und seinen Anspruch an das Blatt, ein "hohes geistiges Forum" zu sein.

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Der Gründer der FURCHE, Friedrich Funder, über seine Vision und seinen Anspruch an das Blatt, ein "hohes geistiges Forum" zu sein.

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Heute habe ich mein im Jahre 1941 gemachtes Testament überprüft. Ich habe an seinen wesentlichen Bestimmungen nichts zu ändern. Inzwischen hat mir Gott die Gnade erwiesen, Seiner Ehre und der Ausbreitung der göttlichen Wahrheit noch einmal meine ärmlichen Dienste durch die Gründung eines katholischen Blattes, der "Furche", weihen zu dürfen.

Ich empfehle, dessen programmatische und taktische Richtung auch hinfort beizubehalten: Klare katholische Gesinnung, auf die Zusammenarbeit der gläubigen Christen in liebevoller Haltung auch gegenüber den getrennten christlichen Brüdern bedacht, aufgeschlossen gegenüber den seelischen und leiblichen Bedürfnissen und berechtigten Lebensansprüchen der arbeitenden und zumal proletarischen Volksschichten, mutig stets zu einem freien Wort bereitstehend, wo es gilt, Träge, Kurzsichtige in den eigenen Reihen zur Aktivität und Vorwärtsschreiten anzuspornen - nicht zuletzt in strenger Unabhängigkeit von jeder politischen Partei und die eigene Fähigkeit, unbehindert durch Parteischranken, der Gerechtigkeit und der christlichen Liebe zu dienen. "Die Furche" möge einer furchtlosen Sämannsarbeit gewidmet sein, und immer sei die Furcht am größten, die christliche Liebe zu verletzen und auch nur im entferntesten jenem Geist zu dienen, der so unsägliches Leid über die Menschheit gebracht hat.

Und noch eins: "Die Furche" soll ihre Aufgabe darin erblicken, ein hohes geistiges Forum zu sein, auf dem Wahrheit und christliche Weisheit auch innerhalb der weltlichen Dinge so vorgetragen werden, daß sie auch von dem Andersdenkenden ohne Widerwillen aufgenommen werden und ihn durch innere Würde gewinnen.

Und noch eins: "Die Furche" soll ihre Aufgabe darin erblicken, ein hohes geistiges Forum zu sein, auf dem Wahrheit und christliche Weisheit auch innerhalb der weltlichen Dinge so vorgetragen werden, daß sie auch von dem Andersdenkenden ohne Widerwillen aufgenommen werden und ihn durch innere Würde gewinnen. Bei allem soll "Die Furche" ein katholisches Blatt für die Weltleute und nicht ein religiöses Blatt im Sinne eines Kirchenblattes sein. Hier ist weite Arbeitsteilung im Platze; sie überläßt ein übergroßes herrliches Arbeitsgebiet dem katholischen Menschen der "Furche".

Hier sage ich aber auch Dank allen Mitarbeitern und Angestellten und Arbeitern und Arbeiterinnen im Herold-Haus und in der Bandgasse, allen ob sie in der Redaktion saßen oder an einer Setzmaschine. Ich habe diese Gemeinschaft geliebt, in der mir der jüngste Lehrling als Mensch gleich wert war.

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