Die Lehrmeister des Sterbens

„Ars moriendi“ nannte man im Mittelalter eine Art von Erbauungsbüchern , die durch Betrachtungen, Belehrungen und Gebetsanregungen die richtige Einstellung zum Problem des Todes, eine „Einstimmung“ auf ein wirklich christliches Sterben vermitteln sollten. Eine dem Geist der heutigen Zeit entsprechende „Ars moriendi“ bietet das hier vorliegende Buch. Von einem Zitat aus Werfeis „Veruntreutem Himmel“ ausgehend, wonach „der moderne Mensch mit dem Tode nicht auskommt“, entwickelt es in einer ausführlichen Einleitung (von über 70 Seiten) eine ganze Theologie des Todes, die ihn als den „Hinübergang“ und insofern als das eigentliche „Pascha“ = Transitus versteht, als den Durchgang durch die Finsternis des Sterbens mit dem Opfertode Christi, und im Anteilhaben an der Auferstehung des verherrlichten Christus — um dann diese christliche Schau des Todes durch eine lange Reihe von Zeugnissen der „Lehrmeister des Sterbens“ zu belegen: Berichte über die Umstände des Todes, über die Gebete, die sie dabei sprachen, die Gedanken, die sie dabei äußerten, die Visionen, die ihnen den Sinn dieses „Hinübergangs“ in lebendiger Schau erschlossen. Eine lange Reihe sehr eindrucksvoller, vorzüglich ausgewählter, neu übersetzter, sachkundig erläuterter Texte läßt so die Verfasserin, eine gründliche Kennerin der patristischen und der frühmittel-alterlich-monastischen Literatur, an unserem geistigen Auge vorbeiziehen, aus dem uns die alten Wüstenväter, die heiligen Frauen der frühchristlichen Zeit, die großen Gestalten des beginnenden christlichen Abendlandes, die berühmten Mönche des Frühmittelalters lebendig entgegentreten — in dieser für den Christen entscheidenden Stunde des Lebens — um für uns in dieser selben Stunde unseres eigenen Lebens ein Vorbild zu sein.

Selten gelingt es so schön wie in diesem Buche, die historische Kenntnis christlicher Vergangenheit zum geistigen und geistlichen Gut des heutigen Menschen werden zu lassen.