WEGE DER LITERATURSOZIOLOGIE. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Norbert F ü g e n. Soziologlsche Texte Band 46. Luch- terhand-Verlag, Neuwied-Berlin, 1968. 479 Seiten. DM 28.—.
Literatursoziologie ist In letzter Zeit fast eine Mode geworden. Werden ihre besonderen Gesachtspunkte manchmal auch etwas überstrapa- ziert, so ändert dies doch nichts an ihrem Wert für die Erkenntnis jener Faktoren, die Form und Gehalt der Literatur mitbestimmen. Norbert Fügen vereinigt in diesem Band Abschnitte aus Büdhetm von 25 Autoren, unter ihnen Alexis de Tocqueville, G. W. Plechanow, Franz Mehring, Walter Benjamin, Georg Lukâcs, Jacob Burckhardt, Alfred von Martin, Nietzsche, Friedrich Sengle, Robert Escarpit, Th. W. Adorno und Erich Auerbach. Der „Historische Teil” ist den literatur- soziologischen Ansätzen im Frank- reich des 19. Jahrhunderts, der marxisitiischen Liiteraturbetrachitunig sowie der Entstehung und Kritik des Genie-Mythos gewidmet, der „Systematische Teil” umfaßt Spe- zialfragen, wie die sozialpsychologi- schen Analysen von Inhalt und Form, die Rolle des Schriftstellers, die Soziologie des Publikums und die Funktion der „institutionalisier- ten Vermittler” (Kritiker, Buch- händler, Bibliotiheken). Ein ausführ- liches Literaturverzeichnis gibt Hinweise für weiteres Studium.
Die Texte sind von verschiedener Ergiebigkeat, eine Anzahl davon ist sehr aufschlußreich (zum Beispiel Mehring, Lukâcs, Burckhardt, Martin, Sengle, Strothmann). Mit Recht wurde in einem Aufsatz auch die „Trivialliteratur” in die Betrach- tung einbezogen. Anmerkungen zur Person und zum Werk einzelner Verfasser fahlen leider. Die miit Fremd- wörtem allzu reichlich durchsetzte, etwas abstrakte Einleitung des Herausgebers behandelt die Pro- blemstellung der Literatursoziologie. Literarhistoriker werden Tranches aus dieser Textsammlung ler- nen.
