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Stilles Jubiläum

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Zwanzig Jahre sind es nun her, daß die Bundeshymne der Zweiten Republik im Oktober 1946 dem Ministerrat zur Billigung vorgelegt wurde. Nachdem aus fast zweitausend Einsendungen eines Preisausschreibens, an dem sich Menschen aus allen Bevölkerungsschichten beteiligt hatten, keine brauchbare Melodie gefunden werden konnte, wählte man damals ein angeblich von Mozart stammendes — später als „nichtmozartisch“ entlarvtes Lied aus der Freimaurer-Kantate. Das „Land der Berge, Land am Strome“ der bekannten Lyrikerin Paula

Preradovič erwies sich als würdiger Text.

Wohl an wenigen Themen erhitzten sich die Gemüter — auch der „Furche“-Leser — so heftig wie an der Hymne. Von Anfang an wurde die Maßnahme der Regierung heftig kritisiert und die Wiedereinführung des Haydn-Liedes gefordert. Bei der Regierung scheiterten diese Gedanken an der Überlegung, daß das Thema Haydns geschichtlich vorbelastet sei, weil auch unser nördlicher Nachbar das Haydn-Lied annektiert hatte. Der Umstand, daß die neue Hymne aus der Feder des Komponisten der Zauberflöte stamme, sollte über den Verlust des Haydn-Liedes hinwegtrösten. Daß Westdeutschland bald nach dem Weltkrieg in dieser Hinsicht weniger Hemmungen hatte und „Deutschland, Deutschland über alles" wieder zu Ehren brachte, war in Österreich ein Grund mehr, trotz aller Kritik an der Weise Mozarts festzulhalten, um die Eigenstaatlichkeit zu demonstrieren.

Noch vor zehn Jahren konnte man immer wieder Klagen hören: Die neue Bundeshymne hat eine nette Melodie und einen würdigen Text, doch leider 1st sie nicht populär. Dies hat sich nun doch geändert. Anekdoten wie etwa jene, daß sich ein Bundespräsident beim Abspielen der Hymne nicht erhob, weil er die Melodie nicht kannte, gehören der Vergangenheit an. Der Unterricht in den Schulen und die Bemühungen der Massenkommunikationsmittel haben das „Land der Berge“ dem Volk nahegebracht.

Wenn es trotzdem heute noch Leute gibt, die nicht einmal die erste Strophe unserer Bundeshymne mitsingen können, so ist sicher nicht sie daran schuld.

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