Werbung
Werbung
Werbung

Amüsante Streifzüge durch die Geschichte der Werbung im Innsbrucker Zeughaus.

Die Schlange der Werbeberieselung ist lang, schillernd und verführerisch. Das kann ein Bummel durch die Exponate der Alt-Tiroler Produktwerbung - allerlei Schilder, Zeitungsannoncen, Plakate, Bierdeckel, Automaten, Film-und Fernsehspots sowie zeitgenössische Werbevideos des Kollegs für Wirtschaft und Mediendesign, Innsbruck - im Museum Zeughaus voll bestätigen.

Schon in der Antike gab es so etwas wie Werbung - und nicht selten verhedderte sich der edle Pompejaner beim Studium raffinierter, öffentlich angebrachter Graffiti bzw. Dipinti in den Strickfallen der Reklame. Das schreib-und leseschwache Mittelalter wiederum schickte seine pfiffigen Marktschreier auf Kundenfang. Mit der Erfindung des Buchdrucks taten Anschlagzettel die erwünschte Werbewirkung, wenn es auch bei den in Zünften organisierten Handwerkern als unschicklich galt, für eigenes Können die Werbetrommel zu rühren.

Marktschreier im Mittelalter

Gegen 1800 setzen auch in Alt-Tirol die Verführungskünste der Propaganda ein; dies vor allem in den so genannten "Intelligenzblättern", die mit Intelligenz eher weniger am Zeitungshut hatten. Da erfährt man, beispielsweise, dass "die hier anwesende, nach Wien zu reisen gesinnte Gesellschaft CAFORTI die Ehre habe, auf dem hiesigen Hof-National-Theater das P.T. Publikum mit ihren Künsten zu verlustieren". Eine lapidare Aufforderung zum Beitritt in den "Weltverein, der jedem von Nutzen ist", gibt Rätsel auf. Wesentlich verständlicher kommt da schon das Schild "Josef Biechl, Herren und Damenschneider" daher, das zur Anprobe einer Abendrobe verlocken möchte. Sollte die Edelgardine jedoch etwas zu offenherzig und der Theaterabend etwas zu kühl ausgefallen sein - keine Angst. "Bei Hexenschuss und Gliederziehn nimm Rheumasalbe Lumbalgin", trompetet es von einer der allerneuesten Litfaßsäulen herab. (Großfoto der ersten Litfaßsäule in der Maria-Theresienstraße von 1910, nahe der barocken Annasäule - na so was!)

Anfang 1900 zieht die Massenfabrikation von Waren einen förmlichen Rattenschwanz von Werbeverführungen nach sich. Ein kunstvoller Linolschnitt lockt mit geflügelten, krummnasigen "Adler-Schreibmaschinen"; es gibt "Damen Toilett-Essig zur Konservierung einer glatten Haut". (Das wäre doch billiger und harmloser als das heutige Botox!) Und ein Flugblatt mahnt während des Ersten Weltkrieges: "Gastwirte Obacht! Ausgabe der Kartoffelkarten." Obwohl der Krieg die Mägen knurren lässt, darf Schönheit nicht darben. Dr. A.R.X. garantiert mit seiner "Busencreme höchsten Erfolg! Ansonsten Geld (nicht Busen!) retour". Ebenso erfolgreiche Kämpfe, in diesem Fall gegen Kopfläuse, führt der allseits erprobte "Parasitengeist". Und ein gewisser Herr Andrä N., der es ja wissen muss (!), preist sein Büchlein über "leicht ausführbare Strumpfbänder" an.

Der Zweite Weltkrieg droht mit "Pst!, Feind hört mit!". Ein überall präsentes Bild, an das sich ältere Menschen wohl noch heute gar nicht gern erinnern.

Nach 1945 erfährt der Werbesektor, trotz schlechter Wirtschaftslage, einen erstaunlichen Aufschwung und weckt erstmals durch den Einsatz von Werbepsychologie Bedürfnisse, die man sonst vielleicht gar nicht hätte. Da erfährt die überraschte Hausfrau, dass nur "Schicht Radon von ganz allein wäscht", dass Titze Feigenkaffee, gekocht von der Titze-Tante, "vom Guten das Beste" und "Libella (trotz Bauchgrimmens) meine große Liebe" ist. Pikante Plakate der Firma Palmers lassen Petticoats wippen und verboten hübsche Beine in nahtlosen Nylons vor den Augen potenzieller (auch männlicher!) Käufer neckisch strampeln.

Pikante Plakate

Fotografie, Kino und Rundfunk bieten mehr und mehr Werbemöglichkeiten. Dies vor allem für den Tiroler Tourismus, der unverzagt beteuert, dass die "Geierwally" noch lebt und "Tirol das Herz der Alpen" ist. Mittels Fernsehen, Video und Internet schafft die Werbung einen weiteren Sprung und lässt sich recht ungeniert auf der "Kika-Couch" von Otto Normalverbraucher nieder. Und von hier lässt sie sich kaum mehr vertreiben, obwohl der gestresste Fernseh-Konsumenten möglicherweise schon "so was von werbegesättigt" ist.

VERFÜHRUNGSKÜNSTE

Eine Geschichte der Werbung

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Museum im Zeughaus,

Zeughausgasse, 6020 Innsbruck

Tel. 0512/59489-313

www.tiroler-landesmuseum.at

Bis 25. 2. 2007 Di-So 10-17 Uhr

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung