Wo sind die Vorbilder?

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Lang hat er sich's überlegt, der Sommer, bis er ins Land gezogen ist. Die Fremdenverkehrsexperten haben ihn nicht mehr erwartet, die haben ihn nahezu herbeigefleht. Bitte sehr und bitte schön, grüß Gott, bitte einzutreten. Nett, freundlich, moderat, wie das halt so die Art der (Fremdenverkehrs-)Österreicher ist. Ein höflicher Ton, den man sonst schmerzlich vermißt in den anderen Abteilungen des öffentlichen Lebens.

Nehmen Sie zum Beispiel die Politik. Da beleidigt der Herr Landeshauptmann von Kärnten nach seinem Walesa-Fauxpas die Spitze des Olympischen Komitees. "Mumienversammlung" nennt er die alten Herren dort und vergißt dabei anscheinend, daß auch er längst zum Establishment der Fünfzigjährigen gehört und in 20 Jahren - und die vergehen schnell - ein, wie ich mich auszudrücken pflege, alter Scheißer sein wird. Von jugendlicher Frische ist ja schon heute nichts mehr zu sehen, trotz Studiobräune und modischem Firlefanz.

Oder: Der Oberhabsburger faucht: Das geht den (seinen Bruder oder so) einen Schmarr'n an. Nicht sehr kaiserlich und enttäuschend. Während das Kugerl mit der Bischofsmütze sich eines Tones befleißigt, der mindestens unziemlich ist. Schade. So werden die letzten Reste guten Benehmens verspielt und verludert. Wäre ich kein liberaler Mensch - oh verzeihen Sie, das soll man ja jetzt nicht sein; Liberalismus ist, wie ich aus der Stadt des heiligen Pölten höre, das Grundübel -, ich könnte mich zu Unmutsäußerungen hinreißen lassen.

Aber nun im Ernst. Wie soll ein junges Mädel, ein junger Bursch, also Leute, die noch der Erziehung bedürfen, wissen, was sich gehört und was nicht. Wo sind die Vorbilder für die im Sprachenwirrwarr herumtaumelnde Generation, die mit dem Kappl auf dem Kopf, den Schirm nach hinten gedreht, in der Disco herumsitzt. Die sich der Abtakelung nähernden Plakatgesichter sollten sich endlich ihrer Verantwortung bewußt werden, denn sie werden - zugegeben fälschlicherweise - als Vorbilder betrachtet. So oberflächlich ist die Welt von heute. Jeder Pimpf präsentiert sich als Klassefigur, und wenn er noch so letztklassig ist. Und die Buam und Madl, wie der Heinzi Conrads gesagt hätte, glauben, daß das, was die machen, nachzumachen wäre. Traurig.

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