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Peter Pakesch, der neue Leiter des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum.

Im kommenden Herbst wird eine der wichtigsten Institutionen im steirischen Kulturleben einen neuen Leiter bekommen: Peter Pakesch wird künstlerischer Direktor des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum. Er stammt aus einer angesehenen Grazer Familie, die in der Kunst seit Generationen eine wichtige Rolle spielt. Seine Großmutter Ludovica van Kaan war eine ausgezeichnete Pianistin und als Pädagogin die erste Lehrerin Alfred Brendels, der unter ihrer Leitung die ersten Schritte zur Meisterschaft tat. Ihre Tochter Gerti van Kaan war ebenfalls Pianistin und jahrelang Gast auf den Konzertpodien im In- und Ausland. Peter Pakeschs Vater war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Grazer Universität. In diesem kultivierten Elternhaus begegnete der 1955 geborene Peter Pakesch schon früh der Kunst, aber er wandte sich nicht der Musik zu, sondern der bildenden Kunst.

Damals, in den sechziger und siebziger Jahren, fuhr das Forum Stadtpark wie ein Sturm durch die beschauliche, reichlich angestaubte Grazer Kunstlandschaft. Literatur, Musik, bildende Kunst suchten neue Wege und Anschluss an internationale Entwicklungen, von denen man jahrelang abgeschlossen gewesen war. Für Peter Pakesch war diese Szene ungeheuer reizvoll. Er entdeckte sein kreatives Talent und malte starkfarbige Bilder im Großformat, ganz in der Manier der damals neuen "Jungen Wilden". Bald entdeckte er auch seine Vorliebe und seine Begabung für organisatorische Aufgaben. Er betrieb eine eigene Galerie, organisierte und gestaltete Ausstellungen und wurde Leiter des Referats für bildende Kunst im Forum Stadtpark. Schon damals lernte er eine spezielle Grazer Schwierigkeit kennen: Es gab so gut wie keine Räume für große Ausstellungen. Das Künstlerhaus im Stadtpark wurde in den fünfziger Jahren gebaut und war damals schon zu klein, repräsentative Säle in Barockpalais eigneten sich nur mit Mühe und Not als Rahmen für die Moderne. Pakesch fand neue Lösungen: Für den Steirischen Herbst 1979 gestaltete er zusammen mit Peter Weibel "Kunst im Schaufenster". Zwei Dutzend Vitrinen in Schaufenstern von Kaufhäusern und Geschäften der Innenstadt zeigten den überraschten Passanten die damals aktuellsten Tendenzen der bildenden Kunst. Im Jahr davor hatte Pakesch ein Festival des nonverbalen Theaters organisiert, damals eine Novität in Graz.

Die steirische Hauptstadt wurde ihm bald zu eng, die Kunstmetropole New York wurde sein neues Feld. 1980 entfaltete er dort seine künstlerischen Aktivitäten mit einer "Times Square Show". Zurück in Österreich leitete er den Grazer Kunstverein, gründete eine Galerie in Wien und streckte seine Fühler auch nach Prag und Budapest aus, Städte, in denen damals ein ähnliches Klima des Aufbruchs herrschte wie in den sechziger Jahren in Graz.

1996 tat Pakesch den entscheidenden Schritt in seiner Karriere: Er wurde zum Leiter der Kunsthalle in Basel bestellt und galt von nun an als Experte für die bildende Kunst der Moderne. Von dieser Stellung kehrte er heuer wieder nach Graz zurück, wo er eine der wichtigsten, wenn auch nicht der einfachsten Positionen im steirischen Kulturleben übernahm: Er wurde Leiter des Steirischen Landesmuseums Joanneum.

Diese Institution geht auf eine Gründung Erzherzog Johanns zurück und umfasst derzeit 19 Abteilungen. Da gibt es die Neue Galerie für die Malerei vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, die Alte Galerie mit reichen Beständen der Barockmalerei, die Abteilung für Kulturgeschichte und Kunstgewerbe, aber auch mehrere naturwissenschaftliche Abteilungen, etwa für Mineralogie oder Zoologie. Außenstellen sind Schloss Eggenberg als historisches Dokument sowie die Schlösser Trautenfels und Stainz. Bisher unterstand das Museum einem Direktor und war eine Abteilung der Landesregierung. Nun aber ist es eine GmbH, und statt eines Direktors gibt es zwei Leiter: der wissenschaftliche Leiter ist Wolfgang Muchitsch, der künstlerische Peter Pakesch. Wie und wie eng diese beiden Leiter zusammenarbeiten können, sollte die Zukunft zeigen. Die Pakesch am nächsten liegende Abteilung ist die Neue Galerie, bei den naturwissenschaftlichen wird er auf Unterstützung durch deren fachliche Leiter angewiesen sein.

Einige dringend zu lösende Probleme warten auf ihn: Schloss Eggenberg sollte gegen weitere Schädigungen durch Empfänge geschützt werden, das traditionsreiche Jagdmuseum harrt der Neugestaltung und die Abteilung für Kunstgewerbe ist seit Jahren geschlossen. Deren reiche Bestände sind deponiert, die Räume werden für verschiedene Event-Ausstellungen benützt. Pakesch findet ein weites Feld für seine organisatorischen Fähigkeiten und seine reichen Erfahrungen als Leiter von Galerien. Bald - man spricht von Ende 2003 - hat Graz auch ein neues Kunsthaus. Vielleicht wird dessen Direktor Peter Pakesch heißen.

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