Es ist wieder soweit. Die Post kommt am Vormittag eine Stunde später, dafür findet man häufiger als sonst Irrläufer im Fach. Man fragt im Supermarkt nach einer Ware, und der oder die Befragte - im Firmendress - läuft mit rotem Kopf davon, um irgendwo die Information einzuholen. Im Lokal ist das Service nur fast perfekt, weil der Daumen in der Suppe eigentlich nicht bestellt war. Und der Interviewer am Telefon stottert ein bißchen und braucht ziemlich lange, um sein Anliegen rüberzubringen ...
Die Ferialpraktikanten werden wieder auf die Menschheit losgelassen.
Geben Sie ihnen eine Chance - reklamieren Sie nicht, kritisieren Sie nicht, helfen Sie bei der Schadensbegrenzung, loben Sie auch Selbstverständliches und geben Sie trotz allem Trinkgeld!
Das macht es den Arbeitgebern leichter, die Personalsommerlücke mit Praktikanten zu füllen, und motiviert die versierten Mitarbeiter, auch am blutigen Anfänger pädagogisches Geschick zu demonstrieren. Dann steht der Youngster nach zwei Wochen nicht mehr nur im Weg, und nach vier Wochen läuft (fast) alles wie am Schnürchen, und zwar so, daß es leicht fällt zu sagen "Komm nächste Ferien wieder". Oder dann einem anderen Praktikanten eine Chance zu geben. Immerhin wird bei jeder Bewerbung "Praxis" vorausgesetzt und "training on the job" als Ausbildungsmethode nicht grundlos in der Wirtschaft hochgelobt.
Für Personalchefs macht es einen gewaltigen Unterschied, ob ein Schul- oder Studienabgänger nur den Strand und das Nachtleben von Mallorca kennt oder ob er schon weiß, was es überhaupt heißt, von 8 bis 17 Uhr immer auf dem Posten zu sein.
Übrigens: auch die Eltern sollten ihren Kindern (notfalls mit leichtem Druck) die Chance eröffnen, sich zu bewähren und dabei auch noch eigenes Geld zu verdienen. Wozu dann auch noch die nicht unwichtige Erkenntnis kommen kann, daß die "blöde Streberei" in der Schule oder an der Uni im Vergleich zum Ernst des (Arbeits-)Lebens eigentlich eine ganz gemütliche Sache ist ...
