Sommerlager - © Foto: Jana Sabo

Pfadfinder-Sein in Corona-Zeiten: Raus ins Lager, ins Abenteuer

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Rucksackpacken mit der Pfadfindergruppe St. Calasanz, die Covid-Hürden überwinden und den ebenfalls systemrelevanten Freiheitsdrang ermöglichen konnte.

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Rucksackpacken mit der Pfadfindergruppe St. Calasanz, die Covid-Hürden überwinden und den ebenfalls systemrelevanten Freiheitsdrang ermöglichen konnte.

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Pfadfinder-Sein ist so wie Heidi und Ziegenpeter, so wie Pippi Langstrumpf und Michel von Lönneberga, wie die Fünf Freunde, wie Kleiner Bär und Kleiner Tiger, wie Maus und Grüffelo und natürlich so wie Mogli aus dem Dschungelbuch. Pfadfinder-Sein ist wie die schönsten, aufregendsten, liebsten Kinderbücher live. Pfadfinder-Sein ist Zelten, Würstel grillen, am Lagerfeuer singen, Latrine graben, ist Nachtgeländespiele, ist Fackelschein, ist im Heu schlafen und vorher darin herumhüpfen. Die Beispiele zählt Traude Rochowanski auf die Frage nach den für sie prägendsten Eindrücken ihres Pfadfinderin-Seins auf: „Pfadfinder-Sein ist zurück zu den Wurzeln, ist in der Natur und in Gemeinschaft leben“, und weil ihr FURCHE-Visavis sie noch weiter fragend anschaut, schraubt sie die Erklärspirale noch ein kleines, aber wichtiges Stück weiter in Herz und Seele der Pfadfinderei hinein: „Pfadfinder-Sein ist Abenteuer durch und durch.“ Covid-19 durch und durch hätte das Pfadfinder-Abenteuer heuer fast um das „absolute Highlight des Jahres“ gebracht. Lange schaute es danach aus, als würde die Angst vor dem Virus die Freude an den Sommerlagern generell vergällen und ihre Durchführung verhindern.

Für Rochowanski als Gruppenleiterin bei der Wiener Pfadfinder-Gruppe 23 „St. Calasanz“ eine Katastrophe, der „Ernteausfall“. Das Gemeinschaft-Lernen in den Pfadfinder-Gruppenstunden während des Jahres vergleicht sie mit einer Saat, die ausgesät wird: „Am Lager fährst du dann die Ernte ein. Sommerlager-Erinnerungen bleiben fürs Leben, sind auch eine wichtige Motivation für unsere Arbeit im Herbst und Winter.“ Lange hatte es so ausgesehen, als würden die Pfadfinder und anderen Kinder- und Jugendorganisationen aufgrund der Corona-Pandemie auf diesen Motivationsschub verzichten müssen. Zum Leidwesen nicht nur der Lager-Veranstalter, sondern vor allem der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Eltern.

Draußen zu Hause, bitte!

Die Kinder gierten nach den Lockdown-Zeiten nach „Draußen zu Hause“. Die Eltern suchten nach einer sinnvollen Möglichkeit der Kinderbetreuung, um ihre begrenzten Urlaubszeiten mit der Länge der Ferien in Einklang zu bringen. Mithilfe von Lobbying und Expertise der Bundes-Jugend-Vertretung und ihrer Teilorganisationen gelang es schließlich doch noch, praktikable Regeln in Form eines 23 Seiten starken Ministeriumsdokuments zu schaffen. Die zentralen Sicherheitsvorschriften darin gleichen den auch sonst bekannten Corona-Regeln: Abstand ein- und Hygiene hochhalten sowie eine Begrenzung der Gruppengröße auf 20 Personen. Der Kontakt zu Externen sollte vermieden und für ausreichend Schlaf gesorgt werden – was gar nicht so einfach ist, wie alle wissen, die das Lagerleben kennen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Rochowanski Astrophysik studierte, im Griff nach den Sternen somit geübt ist; vielleicht half auch, dass ihr, im Fundraising-Team der Caritas Österreich arbeitend, die Systemrelevanz von Gemeinschaft leben und erleben mehr als anderen bewusst ist.

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