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Überwindung des Expressiven

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Nürnberg, im März

In Nürnberg bot sich die Gelegenheit, eine Ateliervorschau des jungen bayrischen Malers Osikar Koller zu besuchen; er war gerade dabei, letzte Hand anzulegen an einige Bilder, ehe sie nach München und Zürich zu größeren Kollektivausstellungen gehen. Der Name des 1925 in Erlangen geborenen Künstlers ist in den letzten Jahren rasch über Bayern hinausgedrungen; der Förderungspreis der Stadt Nürnberg, Ausstellungen in München und Zug haben ihn unter anderem bekannt gemacht

Das Problem, vor das sich der Maler Oskar Koller (der seine Bilder übrigens „Koller“ und nicht „O. K.“ signiert) gestellt sieht — in seinen Gemälden ebenso wie in der Graphik —, ist, mit seinem überschäumenden Temperament fertig zu werden; kurz: die Lieberwindung des Expressiven. Schon das Vorhandensein eines ursprünglichen Malertemperaments ist in.'einer Zeit dünner Abstraktionen und intellektueller JTachis- men erfreulich; aber es ist nicht alles. Koller geht den Weg der Abstraktion, das heißt, er geht immer vom Gegenständlichen aus. Er versucht die gesehenen Dinge .schrittweise ins Abstrakte zu übersetzen, sie dichter zj machen upį£jn i;’;pp ’ ineinander zu verfestigen. Sie rücken zusammen, aus Wirklichem wird ein Bild.

Die Ergebnisse sind überzeugend. Andqrs als etwa bei Gilles, der zeichenhafte, schematisch vereinfachte, geometrische Figuren in den Raum stellt, hat man bei Koller nie den Eindruck, daß seine Bilder erdacht,

konstruiert sind. Es bleiben gesehene Bilder. Immer wieder gelingt es Koller, in der Wirklichkeit abstrakte Muster zu finden find dann aus dem abstrakten Muster auf der Leinwand gegenständliche Assoziationen erwachsen zu lassen.

In seinen besten Arbeiten scheint er dort fortzusetzen, wo der früh verstorbene Nicolas de Stael so vielversprechend begann. Koller hat, will er dieses Erbe verwalten, einen weiten Weg vor sich. Aber er besitzt offenbar auch die Kraft und Ausdauer, ihn zu gehen. Immer wieder ist er bereit — die Gemälde seit 1955 beweisen das —, die einmal gefundene Form, die Verfestigung der Flächen im Raum durch Betonung der Horizontalen und Vertikalen zu zerbrechen, um eine neue, subtilere Verfestigung und einen feineren Rhythmus ins Bild zu bringen — und auch diese wieder aufzugeben, um weiter offen zu bleiben. Schon zeigen seine „Strandkörbe", sein „Kran“, Hausflächen, Dächer, Plakatwände, Hafenbilder neue Möglichkeiten.

Aehnliches kann auch für die Graphik Kollers gesagt werden. Hier hat er freilich noch stärker mit seinem immer wieder zur Expression, drängenden und sieblem einzelneGegenstände verlierenden jqngestümen Temperament zu ringen. Aber in manchen seiner Lithographien, in denen er mit den Farben sparsam umgeht, kündigt sich schon deutlich der Sieg präziser Selbstdisziplin an. Dies ist sicher: Hier wächst ein Werk heran, von dem wir noch einiges erwarten dürfen.

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