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Wir versuchen, Niveau zu halten

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DieFurche: In den letzten Jakren spielt zur Festspielzeit auch die bildende Kunst eine immer wichtigere Rolle. 1994 haben Sie in Ihrer Galerie - gemeinsam mit den Festspielen -die Ausstellung „German Art” veranstaltet, heuer wird unter dem Titel „Die Muse?” nach dem Bild der Frau in der zeitgenössischen Kunst gefragt Das Rupertinum, die Residenz-Galerie, viele private Galerien beleben mit ihren Ausstellungen das Festspielgeschehen. Wie kam es zu diesem Aufschwung? thaddaeus ropac: Salzburg als Kulturstadt hat immer große Künstler angeregt, außergewöhnliche Werke zu schaffen.Nicht nur in der Musik, sondern auch in der bildenden Kunst. In diesem Jahrhundert war beispielsweise Oskar Kokoschka von Salzburg sehr fasziniert. In den siebziger und achtziger Jahren waren die Festspiele aber tatsächlich von den Opern- und Musikereignisse dominiert.

DieFurche: Auch ßir Bühnenbilder und Kostüme wurden nicht - wie in der Vergangenheit eben Kokoschka oder Fritz Wotruba - bildende Künstler herangezogen

Ropac: Mit der neuen Festspielleitung ist ein neuer Geist eingezogen, die Festspiele haben sich auch für die bildende Kunst geöffnet.

DieFurche: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit den Festspielen? ropac: Seit über zehn Jahren habe ich die Galerie in Salzburg, in der ich mit wirklich großen und wichtigen zeitgenössischen Künstlern zusammenarbeite. Diese Künstler werden von uns nicht nur zu Ausstellungen eingeladen, sondern auch dazu, hier in Salzburg zu arbeiten. Keith Haring, Jean-Michel Pasquiat, Mimmo Paladino, Pier Kirkeby, Markus Lüpertz haben auf unsere Einladung hier über Wochen gelebt und gearbeitet.

DieFurche: Das heißt, Werke dieser Künstler, die man in Ihrer Galerie sehen konnte, sind auch hier entstanden' ropac: Das ist eine gewisse Tradition, die ich fortführe.

DieFurche: Wo arbeiten die Künstler?

Ropac: Wir besorgen ihnen Ateliers und Wohnmöglichkeiten und stellen sie ihnen zur Verfügung .

DieFurche: Kann man diese Werke dann anderswo nicht sehen ? ropac: Die meisten der Werke, egal ob sie hier entstanden sind oder nicht, wurden ausdrücklich für unsere Galerie geschaffen.

DieFurche: Und seit wann gibt es Ihre Galerie?

Ropac: Seit 1983. Wir haben ganz klein in der Kaigasse angefangen, haben dann 1987 die Arenbergstraße da-zugenommen.

In Kooperation mit der Universität Salzburg ist vor zwei Jahren die Max Gandolph-Bibliothek dazugewonnen worden. Dort werden auch während des Jahres Symposien gemeinsam mit der Universität veranstaltet. Auch Künstler-Begegnungen finden statt. Und dann gibt es seit drei Jahren die

Thaddaeus Ropac:

Künstler werden von uns nicht nur zu Ausstellungen eingeladen, sondern auch dazu, hier in Salzburg zu arbeiten.

Zusammenarbeit mit den Festspielen. Vor vier Jahren hat Roberto Longo vier Kreuze fürs Festspielhaus geschaffen. Auf Einladung von Gerard Mortier hatte er den „Lucio Silla” ausgestattet. Im Vorjahr hat Jörg Immendorff für Strawinskys Oper„The Rake's Pro-gress” die Ausstattung gemacht und wir hatten dazu eine große Ausstellung über deutsche Gegenwartskunst organisiert, eben „German Art”. Vor zwei Jahren wurden parallel zum Luigi Nono-Zyklus Werke der italienischen Moderne gezeigt.

Die heurige Ausstellung „Die Muse?” in der zeitgenössischen Kunst hatte die großen Frauengestalten im Opernprogramm zum Ausgangspunkt von La Traviata bis Lulu und zur Frau in Schönbergs „Erwartung”. Das Konzept war, internationale Künstler, die sich mit dem Frauenbild immer schon beschäftigt hatten, zu aktuellen Arbeiten zu veranlassen, Roy Lichtenstein, Maria Lassnig, Francesco demente, bei ihnen hat die Frau immer schon eine wichtige Rolle gespielt. Wir haben sie gefragt, ob sie uns ein aktuelles Statement zu diesem Thema geben wollen Wir haben begeisterte Reaktionen gekriegt.

DieFurche: Heißt das, daß alle Werke der Musen- Schau direkt für diese Aus-stellung geschaffen wurden? ropac: Nicht alle, aber viele. Paladino, demente, Lassnig, Raselitz, Dine. Mit Dine haben wir gemeinsam den Marmor ausgesucht, er ist immer wieder gekommen und hat an seiner Venus gearbeitet.

DieFurche: Und Werke von Künstlerinnen ?

Ropac: Zehn von den fünfundzwanzig vertretenen Künstlern sind Frauen.

DieFurche: Was wurde gemeinsam mit den Festspielen gemacht? ropac: Die ethnischen Fotos der Ma-rie-Jo Lafontaine und die großen Skulpturen von Robert Wilson, die im Festspielhaus zu sehen sind.

DieFurche: Ist dies auch kostenmäßig strikt getrennt?

Ropac: Ja, nur diese Ausstellungen werden von den Festspielen getragen.

DieFurche: Und wie rechnet es sich für Sie?

RüPAC: Die Galerie macht einmal im Jahr eine Großausstellung, im Sommer jetzt hier in Salzburg, die wird im Herbst in meine Galerie in Paris übernommen. Es sind auch einige der Künstler vertreten, mit denen wir sonst zusammenarbeiten. Es rechnet sich also nicht jetzt hier im Sommer, aber insgesamt rechnet es sich schon -unsere Galerie ist sehr erfolgreich. Aber die Galerie geht, glaube ich, deswegen gut, weil wir versuchen, ein hohes Niveau zu halten.

DieFurche: Ist nicht die Publikumsschicht, die auf diesem Niveau auch als Käuferschicht in Frage kommt, sehr klein?

Ropac: Ja, das stimmt, wir spüren das gar nicht sosehr in Salzburg als dann in Paris.

DieFurche: Vermutlich braucht man einen langen Atem, um bei diesem Konzept zu bleiben?

Ropac: Unsere Galerie vertritt Künstler europaweit und wir verwenden Salzburg gleichzeitig auch als „hospi-tality playground”. Wir haben immer Künstler, die hier arbeiten. Wir laden unsere Partner, die Künstler, die Museumsleute, hierher ein.

DieFurche: Und was bedeutet das für die Salzburger?

Ropac: Mir wird immer wieder zum Vorwurf gemacht, daß meine Galerie besser in eine Großstadt passen würde, daß sie nicht Salzburg-verbunden ist. Das stimmt vielleicht. Durch diese oben erwähnten Kunst-Gespräche versuchen wir aber unsere Ausstellungen auch den Salzburgern zu vermitteln. Salzburg ist zwar eine Kleinstadt, aber das Publikum ist überdurchschnittlich interessiert, durch die Festspiele gibt es eine größere Schicht von Kulturinteressierten.

DieFurche: Sollten mehr Künstler aus Salzburg in Ihrer Galerie zu sehen sein? ROPAC: Ich meine, der Bezug zu Salzburg entsteht dadurch, daß viele große Werke - durch unsere Vermittlung -hier entstehen.

DieFurche: Gibt es Salzburger Künstler, die Sie zeigen wollen? ROPAC: Wir zeigen immer wieder jüngere Künstler, jetzt beispielsweise den jungen Salzburger Josef Schweiger, der sehr begabt ist.

DieFurche: Liegt es auch am Fehlen von Ausbildungsmöglichkeiten in Salzburg .?

Ropac: Künstler gehen eben zum Studium nach Wien, München, Berlin und bleiben dann dort. Salzburg bietet dem Gast-Künstler sehr viel, von Mai bis August erlebt er hier eine zwar künstliche, aber wunderbare Atmosphäre. Auch die Konfrontation mit der Bühne, mit der Musik, wird sehr geschätzt. Das wäre in einer anderen Stadt nicht denkbar. Deswegen habe auch ich Salzburg lieben gelernt.

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