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Millionen Probleme

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Einem ausländischen Besucher, der die indische Ministerpräsidentin kürzlich fragte, mit wievielen dringenden Problemen sie sich augenblicklich beschäftige, antwortete Frau Indira Gandhi: „Ich habe 480 Millionen Probleme, und sie sind alle dringend“. Die eigenwillige, kluge und schöne Tochter Nehrus spielte dabei auf die Bevölkerungszahl Indiens an. Die Antwort war sicher überspitzt, trug aber einer Tatsache Rechnung, die im Westen nur zu leicht übersehen wird: Die Probleme des enormen Landes sind zahllos. Von Frau Gandhi hängt mehr für ihre Lösung ab, als man sich aus der Entferung und angesichts der verschwimmenden Konturen des von Kontrasten geschüttelten Subkontinents vorzustellen vermag.

Der plötzliche Tod Lai Bahadur Shastris stellte die Kongreßpartei vor eine schwierige Entscheidung. Der Ministerpräsident hatte Indien verkörpert. Er hatte sich indisch gekleidet, indisch gedacht, indisch gehandelt. Seine Stellung war seit dem Kriege mit Pakistan unumstritten gewesen, und niemand würde daran gedacht haben, sie ihm streitig zu machen.

Bei seiner Nachfolge hatte die Partei schließlich zu wählen zwischen einem recht eingebildeten Mann, einem Puritaner, einem etwas leichtherzigen Verteidigungsminister und der Tochter Nehrus. Der erste, Gulzarilal Nanda, besaß nur wenige Freunde, der Puritaner Desai viele Feinde; der Verteidigungsminister Chavan besaß einige von diesen und von jenen; weil er aber mit seinem Heimatstaat identifiziert wurde, konnte seine Kandidatur nicht aufrechterhalten werden. Also wurde Frau Gandhi gewählt.

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