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Die Dichterin und die Soldaten

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Der ambitionierte Kulturreferent des Militärkommandos Wien, Walther Jary, . während des Krieges jahrelang Landser mit Lyrikbänden im Tornister, hat unter dem Motto „österreichische Autoren kommen in die Kaserne” eine Veranstaltungs- reihe ins Leben gerufen, in der bis jetzt Friedrich Sacher, Rudolf Henz, Karl Wawra und Werner Riemer- schimied vor feldgrauem Publikum aus ihren Werken lasen. Nun lud er Christine Busta in die Franz-Ferdi- nand-Kaseme dn Favoriten ein. Und diese Dichterin Christine Busta sollte, man stellte es neuerlich fest, mit der Interpretation ihrer Lyrik und Prosa nach Möglichkeit nur einen einzigen Menschen betrauen: die Sprecherin Christine Busta.

In mezza voce, nur manchmal kontrastierend untermalt von den Geräuschen des abendlichen Dienst- betriebes draußen auf den Kasemen- gängen, las sie aus ihren Gedichtbänden „Jahr um Jahr”, „der Regenbaum”, „Die Scheune der Vögel” und „Unterwegs zu älteren Feuern”. Hier war das Wort und die Kraft, dem Gedanken und Gesicht aus tiefster mütterlicher und schwesterlicher Menschlichkeit darin Gestalt zu geben und das „harte Korn der Gnade” zum Keimen und Wachsen zu bringen. An lyrischen Kunstwerken wie „Winter über den Dächern” oder „Eisdisteln am Fenster”, aber auch an der wundersamen autobiographischen Skizze „Die Farben meiner Kindheit”, der dichterischen Verzauberung eines ärmlichen Vorstadtzimmers, bewahrheitet sich jener Satz, den Franz Kari Ginzkey einmal bekenntnishaft niederschrieb: „Der Schlüssel zu allen letzten Dingen heißt einsames Schauen.”

Daß Christine Busta hier vor Offizieren und Einjährig-Freiwilligen auch ihr „für Kinder und deren Freunde” geschriebenes Gedicht „Was der liebe Gott tut” (aus „Die Ster- nenmühle”) las, etwa so, wie man einen schönen bunten flgurenreichen Bilderteppich entrollt und ausbreitet, gehörte zu den besonderen Freuden dieses literarischen Abends zwischen Kasemenhof und Mannschaftsstuben.

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