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Danton in Linz

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Das große Haus des Linzer Landestheaters wurde mit Georg Büch- ! ners Tragödie „Dantons Tod“ in der t neuen Spielzeit eröffnet. Es ist die ; letzte des Dreierdirektoriums, da für Herbst 1969 bereits Alfred Stögmüller zum Intendanten bestellt ist. Er führt auch in diesem Stück die . Regie und faßt die 33 meist nur sehr lose verbundenen Szenen in 22 Bil- L dem zusammen. Mit dem bewähr- ‘ ten Bühnenbildner Heinz Köttel ‘ wurde die Handlung in ein Stahlkorsett gezwängt, das deren ununterbrochene Abfolge in zwei ‘ Teilen ermöglicht. Die Schau- ; plätze sind durch Metallkonstruk- , tionen angedeutet, die nach Bedarf vom Schnürboden herabgelassen . oder aufgezogen werden. Die ‘ nötigsten Requisiten werden von den Darstellern und Statisten auf die Bühne gebracht und weggeschafft So konnte die Aufführung in drei Stunden bewältigt werden. Stögmüller vermochte die 35 Darsteller, von denen viele erstmals auf der Linzer Bühne stehen, zu einer Spieleinheit ‘ zusammenzuschließen. Ausgezeich- , net gelang die Kontrastierung der ; beiden Hauptfiguren Danton und j Robespierre. Paul Gorden gibt einen Danton, der dea Mordens müde geworden. Er fühlt sich als Held der ! Revolution sicher und will das Leben genießen. Als er den Ernst der Lage erkennt, hatte erbereits seinen Kopf, an Robespierre verlo- 1 reh. Diesen zeichnet Wolfgang Rottsieper als Rechtsfanatiker, der entschlossen ist, jeden zu vernichten, der sich seinen Vorstellungen von der Revolution und ihren vermeintlichen Gesetzen entgegen zu stellen. Der Gegensatz der beiden Helden der Revolution kommt in ihrer äußeren Erscheinung, in der Diktion und Haltung zum Ausdruck. Weniger durchge- zeichnet sind die weiblichen Rollen. Immerhin ist Ilse Strambowski eine hingebungsvolle Julie Danton, Gabriela Badura eine rührend zärtliche Lucille Camille. Christa Schwertfeger gibt mit Zurückhaltung die Dirne Marion. Das Premierenpublikum war von der gerade jetzt hochaktuellen Thematik des Dramas, die durch zeitlose Kostüme noch betont wird, sichtlich beeindruckt und dankte mit langanhaltendem starkem Beifall.

Die Linzer Kammerspiele wurden mit der viel gespielten Komödie Dr. med. Hiob Prätorius von Kurt Goetz als Linzer Erstaufführung eröffnet. Diese Mischung aus einem ins Ironische gezogenen Kriminalstück und einer Charakterkomödie brachte Hubert Mann als Regisseur mit Rahmenhandlung und Handlung in sieben Bildern zu einem vollen Erfolg. Für die Ausstattung und technische Leitung zeichnet Hermann Fleisch verantwortlich. Die Glanzleistung des Abends ist Hasso Degner in der Doppelrolle als Detektiv und Arzt zu danken. Er bringt den geschliffenen Dialog selbstverständlich und dadurch wirksam. Gleich nach ihm muß Axel Skumanz als Herr Shunderson genannt werden, im Gehaben und Ton kriminalistisch, ge- spensterhaft wirkend. In der Doppelrolle als Freund des Arztes und Berichterstatter der Taten des Detektivs sowie als Professor Nack ist Kunibert Gensichen voll am Platze. Ursula Bredin als Gast findet als Maria Violetta für ihre unglücklichen wie glücklichen Tage den rechten Ton. Das Premierenpublikum zeigte durch starken Beifall sein Vergnügen am Spiel und an der Darbietung.

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