Gert Jonke - © Foto APA /Herbert Pfarrhofer

Gert Jonke: Zuhause in "fremden Ländern"

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Romanautor, Lyriker, Dramatiker, Essayist, Redner: Am 4. Jänner ist Gert Jonke 62-jährig verstorben.

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Romanautor, Lyriker, Dramatiker, Essayist, Redner: Am 4. Jänner ist Gert Jonke 62-jährig verstorben.

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Sprachkünstler, Sprachartist, Sprachmusiker - mit solchen Wörtern kann man versuchen, einem Schriftsteller wie Gert Jonke gerecht zu werden. Seine herausragende Bedeutung nicht nur für die österreichische Literaturlandschaft spiegelt sich in den vielen Auszeichnungen, die er im Laufe seines zu kurzen Lebens erhalten hat: begonnen mit dem ersten Ingeborg-Bachmann-Preis im Jahr 1977 bis hin zum Nestroy-Preis, den er im vergangen Jahr bereits zum dritten Mal erhielt, dazwischen so renommierte Auszeichnungen wie der Kleist-Preis. Der Georg-Büchner-Preis fehlt auf der Liste - vielleicht hätte er ihn noch erhalten, wäre er nicht 62-jährig am 4. Jänner 2009 in Wien verstorben.

So einig sich Literaturwissenschafter und -kritiker sind, wie bedeutend der in Klagenfurt geborene Gert Jonke für den deutschen Sprachraum war, so schwer hatten es aber manchmal seine Leserinnen und Leser mit ihm. Wer Jonke liest, muss sich einlassen nicht nur auf irrwitzige Phantasien, auf Welten ohne Boden, auf Rätsel ohne Lösung, sondern auch und vor allem auf die Sprache. Wer Jonke liest, muss sich in Sprache hineinfallen lassen, muss lesen, als säße er im Konzertsaal. Hören ist ein Stichwort, das bei der Lektüre von Gert Jonkes Texten verwirrten Leserinnen und Lesern weiterhilft: Die Texte schreien geradezu danach, laut gelesen oder vorgetragen zu werden. Was als Buchstabe zunächst ganz stumm und still steht, wird dann auf einmal Melodie oder Störgeräusch, wird Orchestersymphonie oder Maschinenlärm oder Weltuntergangsklang - oder einfach nur ein Windhauch: Sprache bewegt sich und den Leser, wird sinnlich erfahrbar.

Luftig, romantisch, musikalisch

Vom ersten Buch an, "Geometrischer Heimatroman" (1969), über den eben neu aufgelegten Roman "DER FERNE KLANG" (1979) bis hin zu den vielen Dramen, die der Verlag Jung und Jung gerade in einer Gesamtausgabe herausgegeben hat: Gert Jonke spielt in seinen Texten wieder und wieder die Möglichkeiten der Sprache durch, ebenso luftig wie ironisch, romantisch wie realistisch.

In seiner Spracharbeit ist er unübersehbar verwurzelt in der österreichischen Tradition. L'art pour l'art ist es nicht, was Gert Jonke schrieb. Denn in diesem Durchspielen der Möglichkeiten der Sprache und der Musik, beides kann bei Jonke kaum getrennt werden, wird Existenzielles erfahrbar, vielleicht sogar die existenzielle Erfahrung schlechthin: eine traumhafte Erinnerung an ein verlorenes Paradies und die große Sehnsucht nach Erlösung. Freilich, jene Irren, welche ihre Utopien technisch perfektionieren wollen, scheitern, müssen scheitern.

Der Traum bleibt. Manchmal kann er in Beziehungen für kurze oder lange Momente Wirklichkeit werden und auch davon schreibt Gert Jonke: "Erschöpft lagen wir aneinanderklebend ... und wurden von einem erlösend ganz heimatlichen Fernweh erfasst, es war eine Sehnsucht nach fremden Ländern, die uns vollkommen unbekannt, in denen wir noch niemals gewesen, aber dennoch ganz zu Hause sind."

Dieser Sehnsucht und den Klängen der Ferne spürte Gert Jonke in seinem Schreiben nach: als Romanautor, Lyriker, Dramatiker, Essayist, Redner. Den Lesern eröffnet sich - etwa in den eigentümlich-skurrilen Erlösungslitaneien in der "versunkenen Kathedrale" - vielleicht auch die Bedeutung liturgischer Sprache. "Fremden Ländern" gibt die Sprache ein Zuhause, und wir können eintreten: zuhörend, lesend, staunend, sprechend.

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