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Die rote Wüste

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Das Hauptthema des bekannten italienischen Regisseurs Michelangelo Antonioni in den meisten seiner Filme kreist immer um das eine Problem: die Einsamkeit des modernen Menschen und seine Unfähigkeit eines echten inneren Kontaktes. Man wird allerdings den Verdacht nicht los, daß Antonioni immer mehr auch selbst den Kontakt mit Leben und Wirklichkeit verloren hat, denn die Menschen, die er in seinem letzten Film „Die rote Wüste“ vor die Kamera stellt, sind eher klinische Fälle als echte und noch einigermaßen normale Figuren. Die Frau im Mittelpunkt dieses handlungsarmen Geschehens, Giuliana, lebt auf Grund eines Autounfalls in ständigen Angstzuständen, verliert völlig den Kontakt zu ihrer Umwelt, bis sie einen Freund ihres Mannes trifft und bei ihm flüchtig Verständnis findet, doch nachher kehrt sie wieder in ihr altes Leben und in ihre latente Angst zurück. Antonioni schildert gar nicht die tieferen Wurzeln dieses seelischen Zustandes, sondern beschreibt ihn einfach als ein Charakteristikum unserer Zeit, in der Hast und Technik den Menschen verzehren. Was diesen Film vielleicht vom künstlerischen Standpunkt einigermaßen interessant macht, ist der subtile Einsatz der Farben, der die seelischen Zustände auch in der Farbgebung auf originelle Weise transparent machen will. Es sind verschwommene Farben, oft geradezu verfremdet in den Zwischentönen und weitab jeder realistischen Wiedergabe. Trotzdem erreicht der Film keine echte Aussage, denn ihm fehlt jede Wertordnung, wodurch alles heillos verwirrt und ausweglos erscheinen muß. Gott ist in dieser seelischen Industrielandschaft ausgeklammert, und der gläubige Christ erkennt, daß wo auch Maß und Sinn verloren ist, nur noch die Neurosen triumphieren und zerstören.

„Sturm über Jamaika“ ist ein Abenteuerfilm in Großformat, vorzüglich besetzt, schwungvoll inszeniert, doch die Verquickung von altenglischer Seeräuberromantik mit Kindererlebnissen führt zu einer Reihe von unwahrscheinlichen Begebenheiten, die in dem Bestsellerroman aus dem Jahre 1929 vielleicht nicht so offenkundig wurden. Der Film stellt diese Schwächen unbarmherzig bloß. Piraten entern ein Schiff, erbeuten nicht nur Gold, sondern müssen auch sieben Schulkinder an Bord nehmen. Der Kapitän schützt die Kinder gegen die rauhen Piraten, doch die unrichtige Aussage eines Mädchens bringt die Piraten an den Galgen. Anthony Quinn als Piratenkapitän erweist sich einmal mehr als prachtvoller Schauspieler.

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